Von Cañar ging es am nächsten Tag nach Pasaje, wo wir die letzte Nacht in Ecuador verbrachten. Gleich zu Beginn gab es allerdings den ersten Materialschwund zu beklagen. Bei der Ausfahrt aus der Tiefgarage und aus Ermangelung an Leistung des Mopeds, ist Richard in Rampe rückwärts wieder runtergerutscht und musste das Mopeds erstmals ablegen. Dabei ist der Fußbremshebel abgebrochen. Versuch Nummer 2 hat geklappt und die Maschine war draußen. Als ich dann allerdings oben ankam, hat Richard den Handschutz eingesammelt. Damit der Motor etwas zuverlässiger läuft, hat er bei laufendem Motor und ohne Gang das Moped abstellen wollen. Vermutlich noch vom Umfaller überrascht, hat er das Manöver bergab versucht und das Moped ist in der Folge weiter gerollt, der Seitenständer eingeklappt und das Moped auf die andere Seite gefallen.
Nach kurzer Manöverkritik haben wir uns auf die Suche nach einer Werkstatt gemacht, um den abgebrochenen Fußhebel wieder anschweißen zu lassen. Neben einer Fahrradwerkstatt sind wir fündig geworden. Das Problem war schnell erklärt und die Reparatur ging schnell, inkl. Lackierung. Wir sind mit den Leuten ins Gespräch gekommen, unsere Mopeds inkl. Gepäcksystem wurden bestaunt und kurzer Hand wurden wir auf ein (kleines!) Frühstücksbier eingeladen, welches wir uns geteilt haben um noch fahren zu können. Anschließend ging es dann los.
Die Abfahrt von 2300m auf fast Meereshöhe war großartig. Schöne Kurven und ein super Ausblick auf die gegenüberliegenden Berge. Bei dem schönen Anblick und den entspannten Kurven musste man aufpassen nicht in Routine zu verfallen. Die Straße war jederzeit für Überraschungen gut und hat spontane Schlaglöcher, losen Schotter und Steinschlag für uns bereitgehalten.
Von Pasaje ging es dann Richtung Grenze bei Huaquillas. Nachdem wir nach Ecuador fast illegal eingereist sind, waren wir dieses Mal vorbereitet… sollte man meinen. Auf der peruanischen Seite war uns irgendwie komisch und wir haben den nächsten Polizisten gefragt wo wir ausreisen können, er hat uns zu verstehen gegeben, dass wir zurückmüssen, bevor wir weiter fahren können. Problem, wir mussten weiter fahren, denn dort wo wir standen, konnten wir nicht umdrehen. Also sind wir fröhlich weiter gefahren und sind zum peruanischen Grenzposten gekommen. Durchgefragt und einen Schalter zur Ausreise aus Ecuador gefunden und angestellt. Da die Wartezeit nicht gering war, sind wir irgendwann auf die Idee gekommen mal zu fragen, ob wir wirklich richtig stehen. Gute Idee, denn wie sich herausgestellt hat, muss die Ausreise der Mopeds in Ecuador abgestempelt werden.Ein Paar aus Medellín, das ebenfalls mit Moped unterwegs ist, hat uns netterweise etwas geholfen und erklärt wo wir hinmüssen. Also wieder rauf auf die Mopeds und 5km zurück nach Ecuador.
Im richtigen Büro angekommen, haben wir innerhalb von 5 Minuten die Stempel für die Mopeds bekommen und konnten wieder 5km nach Peru fahren um selber aus Ecuador auszureisen und nach Peru einzureisen. Leichter gesagt als getan. Am ecuadorianischen Schalter gab es kein Internet mehr, somit konnte niemand ausreisen. Die Mitarbeiterin hat zur Lösung des Problems von den Pässen Fotos gemacht und per WhatsApp zu jemandem geschickt, der scheinbar auf das System zugreifen konnte und zurückgemeldet hat, ob ausgereist werden darf oder nicht. Der Vorgang zog sich entsprechend lange. Als wir endlich raus waren, ging es an die Schlange zur Einreise nach Peru. Am peruanischen Schalter war allerdings das System ausgefallen und niemand konnte einreisen (kannste dir nicht ausdenken). Also entschied man sich dafür Formulare zu verteilen. Mit den ausgefüllten Formularen ging es zur Polizei, welche mit ihrem funktionierenden System kontrollierte, ob wir keine bösen Buben sind. Nachdem uns das Zwischenergebnis von Deutschland gegen Bosnien-Herzegowina (zu dem Zeitpunkt 3-0) mitgeteilt und mein Passfoto mehrfach mit meinem Gesicht abgeglichen wurde (der Bart scheint langsam äußere Veränderungen hervorzurufen), haben wir die polizeilichen Stempel bekommen. Mit den gestempelten Formularen ging es dann zurück zum Einreiseschalter, an dem wir dann endlich unser Visum bekommen haben und offiziell in Peru waren.
Also noch fix die Mopeds temporär einführen (TIP). Die Mitarbeiterin wollte die Mopeds aber sehen, also den ganzen Grenzposten zurück zu den Mopeds und vor zum Grenzausgang (an dem der Schalter war) gefahren. Kurz vorher kam ein Kontrollposten, der meine und die Dokumente des Motorrads sehen wollte – witzig, die konnte ich nicht vorzeigen, weil die bei der Kollegin für die Bearbeitung des TIP lagen🙄. Glücklicherweise ist der Motorradfahrer aus Medellín in dem Moment vorbei gekommen (der sein Motorrad einführen konnte, ohne das es der Grenzmitarbeiter sehen wollte) und hat mir kurz mit der Erklärung des Problems geholfen. Wir durften dann kurz an die Seite fahren und die Formalitäten zu Ende führen.
Als wir dann endlich die Erlaubnis hatten, waren 6 Stunden vorbei, eigentlich hatten wir gehofft jetzt schon am Pazifikstrand ein Kaltgetränk zu uns nehmen zu können. Völlig durch sind wir dann noch 2 Stunden nach Mancora gefahren, da wir die Unterkunft bereits gebucht hatten und gebunden waren. Absagen oder verschieben ging nicht, wir hatten noch kein mobiles Internet. Wir hätten zwar die erste Nacht verfallen lassen können aber haben uns schon so auf ein paar Tage Pause gefreut, dass wir uns überwunden haben, durchzufahren.
Ecuador ist schön und landschaftlich erstaunlich anders als Kolumbien. Aktuell ist es leider durch Energieknappheit infolge von Wassermangel in den Stauseen gebeutelt. Dadurch gab es nicht immer dann Strom und Internet, wenn es versprochen war. Auch hier waren die Leute unglaublich freundlich und hilfsbereit.
Wir entspannen jetzt in Mancora noch eine weitere Nacht und werden vermutlich am Mittwoch weiter fahren. Nach 2700km, brauchen die Mopeds auch zeitnah wieder einen Service.
Hier noch die finanzielle Zusammenfassung für Ecuador.
Dazu muss man sagen, dass die Finca Sommerwind und die Nächte am Cotopaxi recht teuer waren (keine Kritik! In der Finca gab es Bier aus Deutschland, dass der Transport nicht billig ist, dürfte einleuchten. Am Cotopaxi musste alles aus dem Tal nach oben gebracht werden). Wir hatten zwischendurch auch Tage, an denen wir mit 20-30€ zurechtkamen. Insgesamt haben wir in 9 Tagen genau 50€ am Tag ausgegeben. Punktlandung 😅
PS: Das Kolumbienvideo ist fertig, wir brauchen nur noch stabiles Internet zum Hochladen.
Von Richard
Veröffentlicht am
Veröffentlicht in Blog
Tagged with Ecuador
Die beiden Nächte am Cotopaxi waren ziemlich kalt. Glücklicherweise gab es ein Spa und während wir beim Abendessen saßen wurde in unsere Betten eine Wärmflasche gelegt. Trotzdem nahmen wir uns vor, die nächsten Nächte etwas tiefer und damit wärmer zu verbringen. Beim Abschied bekamen wir noch den Tipp, uns die Laguna Quilotoa (Wikipedia) anzuschauen, also rein damit ins Navi und losgefahren.
Aus den prophezeiten 1,5 Stunden wurden am Ende fast 5, da wir dank Navi die landschaftlich attraktivere, aber dafür unbefestigtere Route wählten. Beim Abstecher zu einer anderen Lagune kam es dann noch zu einer Begegnung mit einem Stier und ein paar Kühen. Der Stier erkannte in Nils zu Recht einen Konkurrenten. Routiniert gewann Nils jedoch den Zweikampf und der Stier versuchte als schlechter Verlierer noch, ihn von hinten zu attackieren. Der Einsatz der Hupe und ein böser Blick von Nils trieben ihn abschließend davon. Die Lagune war dann nicht erreichbar, da die Straße abgesackt war. Als wir schließlich in Quilotoa ankamen war es bereits so spät und kalt, dass wir dort blieben. Die Unterkunft war nun noch höher gelegen (knapp 3900m). Wir liehen uns einen Heizlüfter aus, der dann genau 15 Minuten lief. Danach wurde planmäßig der Strom abgestellt. Nach den beiden Nächten am Cotopaxi mit Solar- bzw. Dieselstrom und Starlink-Internet hatten wir schon verdrängt, dass in Ecuador der Strom rationiert wird. Immerhin konnten wir noch warm duschen.
Am nächsten Tag ging es nun aber wirklich talwärts. Diesmal auch über die asphaltierte Straße. Die Maschinen knackten dabei die 4000 Höhenmeter beinahe leichtfertig. Wir folgten der Panamericana in Richtung Süden (ich fand es wirklich bemerkenswert, dass auf 3000m Höhe eine 8-streifige Schnellstraße existiert) und beendeten den Tag in Guamote. Nachdem das erste Hotel am Stadtrand 80 Dollar für ein Zimmer haben wollte, zogen wir entrüstet weiter und nahmen ein Zimmer für 30$ in der Stadt. Zum Abendessen gab es Streetfood (Huhn mit Reis und Langos-ähnlichem Brot) am Markt. Unsere Verdauungsprobleme haben wir nun also auch mental überwunden 😬. Zum Frühstück kauften wir erneut das Brot und erfuhren, dass dies ebenfalls Empanada heißt. Unser Spanisch wurde hier erneut auf die Probe gestellt, da man cuatro (4) hier eher wie „cuocho“ ausspricht und wir verwirrt waren, ob man nun vier oder acht meint.
Weiter ging es in Richtung Südosten. Wirklich wärmer wurde es noch immer nicht. Wir peilen daher als Ausgleich ein paar Tage am peruanischen Pazifikstrand an. Da Guayaquil laut Auswärtigem Amt quasi ein lebendiger Krimi sein soll mit Straßensperren, Entführungen usw. machen wir hier einen kleinen Bogen drum. Die Warnungen haben sich zwar bisher als für uns unzutreffend herausgestellt, aber wir wollen unser Glück mal nicht zu sehr auf die Probe stellen. Zufällig entdeckten wir dabei die Desierto de Palmira. Wir waren augenscheinlich seit längerem die einzigen Besucher. Trotzdem lauerte uns eine ältere Dame auf und forderte 1$ Parkgebühr, die wir gerne entrichteten. Anschließend ging es weiter über Alausí bis wir schließlich kältebedingt in Cañar den Tag beendeten.
Seit dem Cotopaxi fiel uns auf, dass die Vegetation hier aussieht, als sei es Herbst. In Kombination mit dem kühlen Wetter passt das ganz gut zusammen. Da es hier keine Jahreszeiten gibt, scheint das hier wohl immer so zu sein. Für uns unschön war, dass es seitdem auch recht diesig war. Eine Ursache dafür könnte sein, dass aktuell recht viele Felder abgebrannt werden und der Rauch kaum aus den Tälern kommt.
Zum Video: wir haben es vertont (ggf. müssen wir noch nachvertonen, da kaum nachdem wir uns vor den Kamin setzten, Hintergrundmusik eingeschalten wurde). Wir suchen noch etwas Musik für die nicht besprochenen Abschnitte heraus und sofern Internet zuverlässig zur Verfügung steht (also voraussichtlich in Peru) wird es hochgeladen. Wir bitten also noch um etwas Geduld.
Von Nils
Veröffentlicht am
Veröffentlicht in Blog
Tagged with Ecuador
Die Finca Sommerwind ist echt schön. Wir haben aus zwei Nächten vier gemacht und die Batterien wieder aufgetankt. Ich habe die letzten 360 Aufnahmen bearbeitet und Richard zur Verfügung gestellt (er hat schon sehnsüchtig gewartet, ich bekomme mich nur kaum motiviert 😅). Da direkt an dem Grundstück eine Rennstrecke ist und am Wochenende ein Motorradrennen stattfand, haben wir die Vertonung des Videos aufgeschoben – die Veröffentlichung des Kolumbienvideos braucht also noch ein paar Tage, wir sind dran.
Wir haben die Pause genutzt und die Mopeds sauber machen lassen. War in 30 Minuten erledigt und sie sahen aus wie neu, kannste ja eigentlich nicht meckern. Eigentlich, weil sie mit der Kunststoffpolitur (oder womit auch immer) auch gnadenlos über die Bremsen gegangen sind. Wir haben mächtig große Augen bekommen, als wir stehen bleiben wollten und den Bremsen das ziemlich egal war. 200 Kilometer später ist das meiste abgebremst und zu 80/90% machen die Bremsen wieder was sie sollen.
Wir sind von Hans seiner Finca weiter Richtung Cotopaxi gefahren und haben auf 3600m eine schöne Unterkunft gefunden. Die Mopeds pfeifen hier oben aus den letzten Löchern, das bisschen Leistung was sie auf die Straße bringen, verpufft hier oben rapide. Wir wurden warmherzig willkommen geheißen und haben ein paar kleine Empanadas und zwei Tassen Canelazo bekommen. Eine Art Tee, der nach Apfel und Zimt schmeckt, landestypisch mit Alkohol – ginge aber auch ohne 😁.
Nach dem Frühstück ging es auf eine kleine Wanderung. Aus 1,5 Stunden wurden dann 3 Stunden und mein lieber Scholli, geh mal einfach von 3600m hoch auf 3900m wandern, da pfeift nicht nur der Fuchs! Der Gedanke ist zügig gereift noch eine Nacht hier zu bleiben und die Zeit zu nutzen das Kolumbienvideo zu vertonen.
Wir sitzen jetzt also am Kamin und sind am Schindern, damit das Video fertig wird.
Als wir von unserer Reiseplanung berichteten, schauten wir bei der Erwähnung, dass wir in Kolumbien starten würden in das ein oder andere besorgte Gesicht. Mit Kolumbien assoziiert man doch häufiger Kokain, Kartelle, Mord und Entführungen. Nachdem wir nun einen Monat dort verbracht haben, können wir diese Einschätzungen so nicht teilen. Die Leute hier sind unglaublich freundlich und hilfsbereit. Sobald jemand merkte, dass unser Spanisch eher rudimentär ausgeprägt ist, wurde langsamer, deutlicher und in einfacherem Spanisch gesprochen, sodass wir am Ende immer irgendwie weiter kamen. Von Kriminalität haben wir nur am Rande mitbekommen (im Hostel wurde unser Nachbar im Drogenrausch ausgeraubt). So lang man sich im Delirium hier nicht in dunkle Gassen wagt (was in Berlin sicher auch keine gute Idee wäre), ist alles in Ordnung. Selbst als wir in die demonstrierenden Goldgräber gerieten fühlten wir uns nie unsicher. Der Kolumbien anhaftende schlechte Ruf war in den 90er Jahren vermutlich begründet. Das er sich bis heute hält und damit viele von einem Besuch abhält ist unglücklich.
Die Landschaft ist auch sehr abwechslungsreich: vom Regenwald bis zur Wüste ist alles dabei und wir haben dabei noch nicht einmal die Karibik-, Pazifikküste oder das Amazonasgebiet gesehen. Von schwitzen bei 35°C in Neiva bis zu frieren bei 6°C an der Laguna de la Chocha auf knapp 2800m ist auch für jeden die richtige Temperatur dabei.
¿Cuánto cuesta?
Üblicherweise achten wir im Urlaub eher weniger auf das Geld. Da wir nun ein paar Monate über die Runden kommen und nicht mittendrin ohne Finanzen da stehen wollen, behalten wir dieses Mal einen Überblick über unsere Ausgaben. Als Tageshöchstsatz haben wir uns dabei jeweils rund 50€ gesetzt. Obwohl wir von den 32 Tagen fast 3 Wochen im vergleichsweise teuren Medellín waren und auch sonst nicht bewusst gespart haben, haben wir rund 40€ pro Person und Tag ausgegeben.
Wie geht’s weiter?
Gestern sind wir von Ipiales aus nach Ecuador eingereist. Die Ausreise lief unproblematisch, bei der Einreise sind wir fast illegal eingereist, da der Verkehr nach Ecuador deutlich an der Grenze vorbeigeleitet wird. Nachdem wir einen Soldaten/Polizisten gefragt haben, lief danach aber auch alles unkompliziert. Derzeit sind wir für ein paar Tage in der Finca Sommerwind. Der Betreiber hatte unsere Fragen zum Grenzübertritt (man braucht theoretisch ein polizeiliches Führungszeugnis) im Vorfeld super beantwortet und wir wollten eigentlich zum Oktoberfest vorbeikommen. Leider haben wir das um eine Woche verpasst 😩. Zur Abwechslung mal deutsches Essen und Bier sind mal ganz nett. Dabei gibt’s eine hervorragende Aussicht auf die umgebenden Vulkane. Wir bleiben hier ein paar Tage um unsere Videos zu bearbeiten und unsere Tour durch Ecuador zu planen. Von den übrigen Gästen haben wir schon ein paar Tips für die weitere Reise bekommen.