Nachdem wir eine Nacht in einer Unterkunft verbracht haben, die als erste seit langem über eine richtige Heizung verfügte, ging es weiter in Richtung El Calafate. Der Abschnitt war mit 335km Länge recht lang, sodass wir ursprünglich damit rechneten, in Tres Lagos eine Nacht verbringen zu müssen. Die Straße war jedoch recht gut und der Wind auf unserer Seite, sodass wir zwar eine Mittagspause in Tres Lagos machten (und dabei einen Submarino tranken), aber die Fahrt danach fortsetzten.

In El Calafate verbrachten wir dann drei Nächte. Einerseits brauchten wir wieder einen Ruhetag, andererseits war die Wettervorhersage nicht sehr vielversprechend. In der Nähe kann man den Perito-Moreno-Gletscher besuchen, was wir eigentlich auch machen wollten. Allerdings werden für den Eintritt rund 45€ pro Person verlangt. Da man hiermit nach unserer Recherche wirklich nur zum Gletscher kommt und nicht mehr machen kann, haben wir den Besuch auf eine spätere Reise vertagt. Wir erkundeten dafür die kulinarische Seite des Landes: Parrillada – ein Ensemble aus Fleisch und Fernet con coca. Generell sind die Preise in Argentinien teilweise extrem. Selbst im Supermarkt sind Getränke und Lebensmittel teuer, die Restaurants entsprechend ebenso. Die Unterkünfte waren etwas preiswerter als in Chile. Immerhin kostet Benzin fast nichts. Wir waren nur wenige Tage in Argentinien. Signifikante Unterschiede zu Chile konnten wir nicht feststellen. Die Leute sind nach wir vor nett und freundlich, die Straßen sind gut, der Verkehr entspannt.

Nach El Calafate ging es dann weiter in Richtung Chile. Wir hatten uns mit Dany und Juan in Puerto Natales verabredet. Für die Route gab es mehrere Optionen. Einerseits die Wahl, ob wir die längere, aber dafür asphaltierte Strecke nehmen oder ob wir eine unbefestigte Abkürzung nutzen. Als Informationsquelle hat sich mittlerweile iOverlander etabliert, dort gab es geteilte Meinungen zur unbefestigten Strecke. Wir entschieden uns dafür, selbst ein Bild zu machen und konnten die Warnungen eher weniger nachvollziehen. Überwiegend konnten wir so schnell fahren, wie es die Maschinen hergaben (also rund 80km/h). Es gab einzelne, wenige Kilometer lange Abschnitte, die etwas garstig waren, aber für uns lohnte sich die Abkürzung. Zurück auf der asphaltierten Strecke winkte uns ein liegengebliebener Autofahrer heran. Wir konnten leider nicht nachvollziehen, was sein Problem war (zunächst dachten wir, er bräuchte Benzin, dann meinte er irgendwas mit Elektro). Wir halfen ihm dann dabei, das Auto die Anhöhe hochzuschieben und er war zufrieden. Weiter ging es dann gegen den Wind.

Kurz vor der Grenze tankten wir in Río Turbio noch auf und stärkten uns mit Käse-Empanadas und heißen Schokoladen. Der Wechsel von Argentinien nach Chile war wieder äußerst unkompliziert und zügig. Nach rund einer Stunde waren wir durch. Die restlichen 20km nach Puerto Natales hatten es dafür in sich. Der Wind wurde fies und böig, in einer Kurve hat es uns fast herausgetragen. Wir konnten nun auch den Bericht des Amerikaners nachvollziehen, der meinte, er hätte sich in der Gegend über ein paar Stunden in einen Straßengraben gesetzt, um den Wind auszusitzen. Wir sind letztlich heile in der Unterkunft angekommen. Abends trafen wir uns dann mit unserer kolumbianischen Bekanntschaft und tauschten uns über die Erlebnisse der Reise aus.

Am nächsten Tag besuchten wir den Nationalpark Torres del Paine. Aufgrund des Windes entschlossen wir uns dazu, eine Bustour zu nehmen. Gegen 07:45 Uhr wurden wir vom Hotel abgeholt, der Fahrer/Guide meinte, dass er gerne reden würde. Er hat nicht untertrieben. Gefühlt wurden wir bis zum Ende der Tour gegen 18:00 Uhr von ihm zugetextet. Der Bus war mit einem Interkom ausgestattet, sodass man sich dem Sprachdurchfall auch nicht entziehen konnte. Im Nachgang reifte die Erkenntnis, dass es wohl besser gewesen wäre, einen Mietwagen zu nehmen. Immerhin war der Nationalpark wirklich schön, die Berge, Gletscher und Seen waren eindrucksvoll. Es gab zudem recht viele Tiere zu sehen und mit dem Wetter hatten wir auch Glück.

Morgen bewältigen wir dann die letzte Etappe der Reise nach Punta Arenas. Wir hoffen, dass der Wind entspannt bleibt.

Nach einer Nacht in Puerto Rio Tranquilo ging es dann nach Cochrane. Das Wetter war wieder sensationell, sodass wir die Landschaft maximal genießen konnten und teilweise alle 10 Minuten angehalten haben. In Cochrane haben wir drei Nächte verbracht, um uns von dem Off-Road-Abschnitt zu erholen und Wäsche zu waschen. Zwei Nächte hätten es auch getan, da für Sonntag allerdings Regen vorhergesagt war, haben wir den Tag ausgesessen. Richtige Entscheidung, es kam zeitweise ordentlich was runter.

Um über den Paso Raballo nach Argentinien einreisen zu können, benötigen wir ein SALVOCONDUCTO. Damit wird von der Kriminalpolizei bestätigt, dass nichts gegen uns vorliegt und wir artige Touristen waren. Da der Grenzübergang am Paso Raballo scheinbar keinen direkten Zugriff auf das System hat (da oben gibt es auch keinen Empfang), wird man ohne diesen Nachweis wieder weggeschickt und darf nicht ausreisen. Wir haben also das Dokument online beantragt und mein Nachweis kam eine Stunde später. Richard sein Dokument haben sie aber auch bis zum Tag der Abreise nicht geschickt. Ein Besuch bei der örtlichen Polizei hat nicht weitergeholfen, dort hieß es nur, wir sollen weiter warten. Nach einer erneuten Beantragung kam dann das benötigte Dokument und wir konnten über die geplante Route fahren. Richard will mir nicht sagen was er angestellt hat, aber wir müssen ja noch mal nach Chile. 😏

Der Paso Raballo ist natürlich ebenfalls unbefestigt. Leider hat es im Verlauf auf der chilenischen Seite angefangen zu regnen. Glücklicherweise konnten wir am Grenzübergang unter einem Unterstand parken. Genau in diesem Moment hat der Regen aufgehört und die Sonne kam raus. Der Ausreiseprozess war in 10 Minuten erledigt. Weiter ging es 8km im Niemandsland zum argentinischen Grenzposten. Gerade als wir rein sind, fing es wieder an zu regnen und das nicht wenig. Die Einreiseformalitäten waren nach weiteren 10 Minuten erledigt. Sensationell. Bislang der entspannteste Grenzübergang, die Beamten haben uns sogar die Formulare ausgefüllt. Der Regen hatte sich in der kurzen Zeit auch wieder einbekommen und so ging es trocken weiter. Auf der argentinischen Seite haben wir zwei Condore gesehen. Nach gut 4 Monaten in den Anden können wir den Punkt von der Checkliste dann auch mal abhaken. Die Kamera war zu dem Zeitpunkt natürlich aus 🙄. Beendet haben wir den Tag in Bajo Caracoles, wo wir für eine Nacht untergekommen sind. Die Gastgeberin war super freundlich und herzlich. Schade nur, dass sie sich am nächsten Tag selber Trinkgeld gegeben hat (sie hatte kein Wechselgeld😉). Wir hatten gehofft nach Peru die „ich kann nicht wechseln“ Nummer hinter uns gelassen zu haben…

Heute ging es dann nach Gobernador Gregores, der nächst größere Ort, in dem wir tanken müssen und Geld abheben wollten. Leider möchte der Geldautomat für das Abheben 13€ haben…😳. Da allerdings maximal 60€ abgehoben werden konnten, wären das stolze 20% Gebühr gewesen, nein danke! Wir konnten hier bisher alles mit Karte oder chilenischen Pesos bezahlen und hoffen jetzt einfach, dass es so weiter geht. Entlang der Strecke stehen immer wieder Gruppen von Guanakos herum. Vom Verhalten her das Pendant zu Rentieren – reagieren recht spät auf herankommenden Verkehr. Teilweise auch gar nicht.

Da wir zeitnah wieder nach Chile einreisen, werden Fazit und finanzielle Auswertung für Chile später folgen.