Die Finca Sommerwind ist echt schön. Wir haben aus zwei Nächten vier gemacht und die Batterien wieder aufgetankt. Ich habe die letzten 360 Aufnahmen bearbeitet und Richard zur Verfügung gestellt (er hat schon sehnsüchtig gewartet, ich bekomme mich nur kaum motiviert 😅). Da direkt an dem Grundstück eine Rennstrecke ist und am Wochenende ein Motorradrennen stattfand, haben wir die Vertonung des Videos aufgeschoben – die Veröffentlichung des Kolumbienvideos braucht also noch ein paar Tage, wir sind dran.

Wir haben die Pause genutzt und die Mopeds sauber machen lassen. War in 30 Minuten erledigt und sie sahen aus wie neu, kannste ja eigentlich nicht meckern. Eigentlich, weil sie mit der Kunststoffpolitur (oder womit auch immer) auch gnadenlos über die Bremsen gegangen sind. Wir haben mächtig große Augen bekommen, als wir stehen bleiben wollten und den Bremsen das ziemlich egal war. 200 Kilometer später ist das meiste abgebremst und zu 80/90% machen die Bremsen wieder was sie sollen.

Wir sind von Hans seiner Finca weiter Richtung Cotopaxi gefahren und haben auf 3600m eine schöne Unterkunft gefunden. Die Mopeds pfeifen hier oben aus den letzten Löchern, das bisschen Leistung was sie auf die Straße bringen, verpufft hier oben rapide. Wir wurden warmherzig willkommen geheißen und haben ein paar kleine Empanadas und zwei Tassen Canelazo bekommen. Eine Art Tee, der nach Apfel und Zimt schmeckt, landestypisch mit Alkohol – ginge aber auch ohne 😁.

Nach dem Frühstück ging es auf eine kleine Wanderung. Aus 1,5 Stunden wurden dann 3 Stunden und mein lieber Scholli, geh mal einfach von 3600m hoch auf 3900m wandern, da pfeift nicht nur der Fuchs! Der Gedanke ist zügig gereift noch eine Nacht hier zu bleiben und die Zeit zu nutzen das Kolumbienvideo zu vertonen.

Wir sitzen jetzt also am Kamin und sind am Schindern, damit das Video fertig wird.

Als wir von unserer Reiseplanung berichteten, schauten wir bei der Erwähnung, dass wir in Kolumbien starten würden in das ein oder andere besorgte Gesicht. Mit Kolumbien assoziiert man doch häufiger Kokain, Kartelle, Mord und Entführungen. Nachdem wir nun einen Monat dort verbracht haben, können wir diese Einschätzungen so nicht teilen. Die Leute hier sind unglaublich freundlich und hilfsbereit. Sobald jemand merkte, dass unser Spanisch eher rudimentär ausgeprägt ist, wurde langsamer, deutlicher und in einfacherem Spanisch gesprochen, sodass wir am Ende immer irgendwie weiter kamen. Von Kriminalität haben wir nur am Rande mitbekommen (im Hostel wurde unser Nachbar im Drogenrausch ausgeraubt). So lang man sich im Delirium hier nicht in dunkle Gassen wagt (was in Berlin sicher auch keine gute Idee wäre), ist alles in Ordnung. Selbst als wir in die demonstrierenden Goldgräber gerieten fühlten wir uns nie unsicher. Der Kolumbien anhaftende schlechte Ruf war in den 90er Jahren vermutlich begründet. Das er sich bis heute hält und damit viele von einem Besuch abhält ist unglücklich.

Die Landschaft ist auch sehr abwechslungsreich: vom Regenwald bis zur Wüste ist alles dabei und wir haben dabei noch nicht einmal die Karibik-, Pazifikküste oder das Amazonasgebiet gesehen. Von schwitzen bei 35°C in Neiva bis zu frieren bei 6°C an der Laguna de la Chocha auf knapp 2800m ist auch für jeden die richtige Temperatur dabei.

¿Cuánto cuesta?

Üblicherweise achten wir im Urlaub eher weniger auf das Geld. Da wir nun ein paar Monate über die Runden kommen und nicht mittendrin ohne Finanzen da stehen wollen, behalten wir dieses Mal einen Überblick über unsere Ausgaben. Als Tageshöchstsatz haben wir uns dabei jeweils rund 50€ gesetzt. Obwohl wir von den 32 Tagen fast 3 Wochen im vergleichsweise teuren Medellín waren und auch sonst nicht bewusst gespart haben, haben wir rund 40€ pro Person und Tag ausgegeben.

Wie geht’s weiter?

Gestern sind wir von Ipiales aus nach Ecuador eingereist. Die Ausreise lief unproblematisch, bei der Einreise sind wir fast illegal eingereist, da der Verkehr nach Ecuador deutlich an der Grenze vorbeigeleitet wird. Nachdem wir einen Soldaten/Polizisten gefragt haben, lief danach aber auch alles unkompliziert. Derzeit sind wir für ein paar Tage in der Finca Sommerwind. Der Betreiber hatte unsere Fragen zum Grenzübertritt (man braucht theoretisch ein polizeiliches Führungszeugnis) im Vorfeld super beantwortet und wir wollten eigentlich zum Oktoberfest vorbeikommen. Leider haben wir das um eine Woche verpasst 😩. Zur Abwechslung mal deutsches Essen und Bier sind mal ganz nett. Dabei gibt’s eine hervorragende Aussicht auf die umgebenden Vulkane. Wir bleiben hier ein paar Tage um unsere Videos zu bearbeiten und unsere Tour durch Ecuador zu planen. Von den übrigen Gästen haben wir schon ein paar Tips für die weitere Reise bekommen.

Labeled by PeakFinder

Meine Symptome waren am Morgen verschwunden, lediglich das Frühstück (blanko Rührei mit zwei Scheiben Weißbrot 🤢) lag mir irgendwie quer im Magen. Ich dachte mir sei es drum und los geht‘s (das W-LAN im Hotel war echt schlecht 😅). Also haben wir zusammengepackt und sind auf den El Trampolín de la muerte gefahren, um über die Berge und zur Grenze Ecuadors zu kommen. Eine ca. 80km lange, unbefestigte, teilweise einspurige und an einigen Stellen ungesicherte Strecke. Tatsächlich gibt es einige Kreuze entlang der Strecke, welche an die Verunglückten erinnern. Wir hatten Glück mit dem Wetter und nicht nur eine gute Aussicht ohne Regen, sondern dadurch auch gute Sicht auf der Strecke. Scheinbar werden entlang der brisantesten Abschnitte regelmäßig Arbeiten durchgeführt, um die Route befahrbar und sicherer zu machen. Das zeigt auch die Nutzung der Strecke durch Taxen, Polizei, Rettungswagen und LKW. Bei gutem Wetter definitiv eine Empfehlung und das sage ich, obwohl ich durch aufkommende Übelkeit und Fieber nicht so viel von der Strecke hatte (keine Sorge, zwei Zauberpillen haben mich durchhalten lassen💊💊).

Da es nach dem El Trampolín de la muerte nicht mehr weit (bzw. eher lange) bis nach Ipiales (Grenze zu Ecuador) ist und die Wirkung meiner Helferlein nachließ, haben wir uns entschieden an der Laguna de la Cocha auf 2800m zu übernachten. Auf einmal waren nur noch 11 Grad und keine Heizung. Ich habe lange nicht mehr so gefroren und damit meine ich, ich habe es kaum geschafft den verdammten Stecker in die Steckdose zu stecken.

Der nächste Morgen sah schon besser aus, die Sonne kam raus und auf dem Weg nach Ipiales hatten wir eine super Aussicht auf unsere Unterkunft. Kurz vor Ipiales, in Las Lajas, gibt es eine in eine Schlucht gebaute Kirche, die wirklich beeindruckend ist. Als wir da waren, wurde eine Messe abgehalten und für mich als nicht gläubigen Menschen klang das trotzdem schön – bis die Messe vorbei war und irgendwas vom Band lief 🤨.

Wir sind jetzt in Ipiales, 5 Minuten vor der Grenze zu Ecuador und werden morgen das Land wechseln. Genesen sind wir auch, lediglich ich habe noch einen empfindlichen Magen. Der will wenn überhaupt nur wenig essen, wer weiß wofür es gut ist 😅.

Mit frisch gewarteten Maschinen ging es weiter in Richtung San Augustín. 217km – sollte also in einem Tag locker zu schaffen sein. Da hatten wir nicht mit den kolumbianischen Baustellen gerechnet. Auf der einen Seite zwar nett, das man trotz Bauarbeiten ab und an durchfahren kann, allerdings darf man teilweise bis zu 15min warten und die Baustellen sind im Extremfall nur 2km voneinander entfernt. Wir entschieden uns also dafür, nur bis Pitalito zu fahren.

Am nächsten Tag ging es dann frühmorgens nach San Augustín (wir wollten an dem Tag eigentlich noch weiter fahren). Hier gab es antike Steinskulpturen und Gräber zu bewundern. Zum Frühstück gab es Kuchen und Coca-Tee. Anschließend noch einen Wasserfall besichtigt und auf dem Weg zurück ins Tal bei einer älteren Dame etwas zum Essen gekauft. Initial dachten wir, es wäre etwas deftiges bzw. irgendetwas aus Teig, da sich eine teigähnliche Masse um eine Art Quirl drehte. Als die Frau dann Waffeln hervorbrachte, um die Speise darin zu servieren, vermuteten wir, dass es sich um Eis handeln könnte. Schließlich war es süß und hatte Umgebungstemperatur. Spätere Recherchen ergaben, dass es sich um Arequipe handelte. Eine Süßspeise, die aus karamellisierter Milch zubereitet wird.

Da sich das Tagesprogramm dann doch unerwartet länger gestaltete, übernachteten wir erneut in Pitalito. Zum Abendessen gab es Pizza und etwas Bier. Zufällig kamen wir noch an einer Freiwilligen Feuerwehr vorbei, die sogar ein eigenes Motorrad hatten 😬. Glücklicherweise hatten wir 2 Zimmer, da ich zum Abend und über die Nacht recht unangenehme Verdauungsprobleme bekam. Dank Loperamid konnten wir die Fahrt am nächsten Tag fortsetzen. Da ich in der Nacht kaum schlafen konnte, war dies jedoch nicht die beste Entscheidung.

Am späten Vormittag brachen wir auf, um die 132km lange Strecke nach Mocoa zu bewältigen. Dank der bereits bekannten Baustellen benötigten wir rund 5 Stunden. Kein Wunder, dass hier jede Siedlung einen eigenen Flughafen hat. Wir kamen letztlich recht erschöpft am Ziel an. Nach einem kleinen Abendessen trafen Nils die gleichem Symptome wie mich. Er hatte folglich eine wenig erholsame Nacht während ich fast 12 Stunden durchschlief. Wir hoffen, dass wir morgen beide wieder fit sind und dann weiter in Richtung San Juan de Pasto reisen können.

Von Cerritos (bei Pereira) ging es weiter nach Ibaque. Da der Weg bekanntlich das Ziel ist, haben wir uns dazu entschieden nicht auf den großen Straßen zu fahren, sondern einen kleinen Weg durch die Berge zu nehmen. Eine Strecke, welche die grüne Landschaft Kolumbiens präsentierte und auf den Mopeds Spaß gemacht hat (Schotter, Waldweg, Schlamm). Es ging bis auf 3300 m hoch und von der Temperatur war es dort eigentlich sehr angenehm. Eigentlich, weil die Wolken in den Bergen hingen und sich abgeregnet haben. Da wir den richtigen Zeitpunkt verpasst haben die Regenklamotten anzuziehen (bei 30 Grad überlegt man sich genau, welche zusätzliche Kleidungsschicht zwingend angezogen werden muss), waren wir dann auf dem Weg runter nass. Nachdem wir die Mopeds artgerecht bewegt haben, übernachteten wir in Ibaque und entschieden uns dazu in den kommenden Tagen weniger Gelände und mehr Asphalt zu nutzen, ein Auge ist auf den Kilometerzähler gerichtet, spätestens bei 1.000 km ist die 1. Inspektion fällig.

Von Ibaque Richtung Ecuador fahrend, liegt die Tatacoa-Wüste. Um dort nicht in der brütenden Mittagshitze durchzufahren, haben wir in unmittelbarer Nähe (Aipe) übernachtet und sind am nächsten Morgen mit einer Fähre über den Rio Magdalena geschippert (5 Minuten) und durch die Wüste gefahren. Naja, es war halt Wüste😅so richtig viel zu erzählen gibt es da auch nicht. Spaß gemacht hat es trotzdem.

Bereits am Vorabend haben wir uns in Neiva ein Hotel für 2 Nächte gebucht, damit wir einen Tag Pause einlegen können, Wäsche waschen und die Mopeds zur Inspektion geben können. Durchgeschwitzt in Neiva angekommen, haben wir versucht den Mopedhändler zu finden, der uns die Inspektion der Mopeds macht. Direkt neben dem Hotel sollte einer sein. Als wir den Laden gefunden hatten, stellte sich heraus, es ist nur eine Verkaufsstelle und eine Werkstatt gibt‘s hier nicht, also doch noch in die Stadt rein fahren, na herrlich. Nützt ja nichts, also auf geht‘s, wir wollen die Mopeds idealerweise morgen wieder mitnehmen. Noch gar nicht ganz im Laden, wurden wir schon angesprochen. Wir haben unser Anliegen kurz geschildert und schon wurde uns der Weg zur Werkstattannahme gezeigt. Dort hat uns auch direkt ein Mitarbeiter empfangen und angefangen die Mopeds für den Service ins System einzuchecken. Dann hat er uns gesagt, dass die Mopeds in einer Stunde fertig sind und das wir dann wieder kommen können. Na wunderbar! Die Zeit haben wir genutzt um die Wäsche zum waschen abzugeben. Die Bezahlung der Rechnung war dann irgendwie nicht ganz so einfach und hat eine halbe Stunde gedauert – keine Ahnung wo das Problem lag, aber als die Rechnung dann erstellt war und wir endlich an der Kasse bezahlen konnten, ging es auch ganz fix.

Mir ist schon mehrfach aufgefallen, dass das Bezahlen von Rechnungen nicht so rund läuft. Keine Ahnung wo das „Problem“ liegt (entspannte Menschen und langsame Kassensysteme sind mir aufgefallen), aber ich vermute, mir fehlt einfach noch die Gelassenheit, es zu akzeptieren wie es ist. Wir gehen jetzt frühstücken und entspannen uns dann ein wenig. Morgen gehtˋs weiter.🏍️

Nachdem die Mopeds auf dem Parkplatz übernachteten, machten wir uns am nächsten Morgen daran, die Fahrzeuge reisefertig zu machen (im Wesentlichen Gepäcksystem zusammen- und anbauen). Danach im Apartment alles fertig gepackt, nochmal geduscht (eigentlich sinnlos) und die Mopeds abgeholt. Beim Abholen noch jemanden aus Neuseeland kennengelernt, der sich in Chile eine Africa Twin gekauft hat und damit nach Alaska fährt.

Gegen 12 Uhr kamen wir dann tatsächlich los. Der Verkehr löste sich, als wir Medellín hinter uns ließen, langsam auf. Wir fuhren eine Weile auf einem Gebirgskamm entlang, sodass sich immer wieder traumhafte Ausblicke in die Täler ergaben. Als grobes Ziel hatten wir Manizales angepeilt. Vor einer Mautstation hinter La Pintada stauten sich bereits hunderte LKW. Wir fuhren vorbei und versuchten mit unserem Anfänger-Spanisch zu ergründen, was dort los ist. Augenscheinlich gab es irgendeine Sperrung und wir könnten unser Glück versuchen, dort vorbei zu kommen. Also haben wir uns anderen Motorradfahrern angeschlossen, in der Hoffnung, dass wir in deren Schatten mit durchrutschen können. Es folgten wieder hunderte LKW die teils quer auf der Straße standen. Schließlich kamen wir an der Sperrung an und fanden uns plötzlich inmitten einer Demo wieder. Hier protestierten Goldminenarbeiter, die in illegalen Minen tätig sind. Der Staat möchte die Minen scheinbar schließen und dies traf hier nicht auf Zustimmung. Wir waren gegen 16:15 Uhr dort und gegen 17:00 Uhr sollte es möglicherweise eine kurze Öffnung der Blockade geben. Wir wären also im Dunkeln in Manizales angekommen und hatten auch noch gar keine Unterkunft. Also entschieden wir uns umzukehren und fanden in La Pintada ein kleines Hotel in dem wir nächtigten.

Am nächsten Tag fragten wir im Hotel, ob die Sperrung aufgehoben sei. Dies wurde verneint. Also entschieden wir uns dafür, die Straße über die Berge zu umfahren. Manizales lassen wir dafür komplett aus. Anfänglich war die Straße noch recht gut, wurde allerdings hinter Riosucio unbefestigt, sodass wir nur recht langsam voran kamen. Schließlich wurde die Straße besser und wir konnten bis nach Cerritos reisen. Hier ließen wir den Abend mit kolumbianischer Küche (Bohneneintopf mit Chorizo, Reis, gebratener Banane und Avocado) ausklingen.

PS: falls jemand eine Idee hat, wie man eine Karte DSGVO-konform in wordpress einbinden kann (möglichst ohne Cookies usw.) darf mich gern an dem Wissen teilhaben lassen. Bis dahin gibt es erstmal nur statische Bilder.

Medellín, 24.10.2024 – 13:37 Uhr Ortszeit. Nachdem wir nun schon einige Tage auf heißen Kohlen saßen und überlegt hatten, über das Wochenende einen Flug an die Pazifikküste zu nehmen, kam endlich die gute Nachricht: die Kennzeichen sind da und wir können die Motorräder abholen. Beim Händler trafen wir uns mit unserem personal assistant (den wir die vergangenen Tage schon mit Anfragen genervt haben – sorry 😩). Kurze Einweisung bekommen, Formalitäten geregelt, am PC mit der Maus unterschrieben und schon konnte es direkt zur Tankstelle gehen (es scheint wohl überall so zu sein, dass Neufahrzeuge mit leerem Tank ausgeliefert werden).

Wir haben uns für die weltbekannte Marke AKT entschieden. Die Fahrzeuge wurden hier in Kolumbien aus chinesischen Teilen zusammengebaut. Kurz die Fakten zu unserem Modell

  • 197ccm
  • 120kg Leergewicht
  • 16,5PS
  • 12l Tank
  • 6-Gang-Getriebe
  • Metzler-Bereifung
  • LED-Zusatzscheinwerfer 🙄
  • Metallverstärkte Handschützer, Motorschutz und Sturzbügel
  • EURO3-Komform!!!
  • Kostenpunkt: ca. 2200€ inkl. Zulassung

Mit dem Stadtverkehr kamen wir recht gut zurecht und sind zunächst einmal zurück ins Appartement (hier mussten wir intern umziehen, weil unser bisheriges Appartement nicht mehr verlängert werden konnte). Dann haben wir uns wieder mit unserem Helfer getroffen. Die Ladung von Nils‘ Navi musste noch mit der Sicherung verlötet werden. Dies war ausschließlich in Kolumbien möglich und konnte nicht in Deutschland erledigt werden, da Lötstellen von außerhalb in der innertropischen Konvergenzzone bekanntlich nicht halten 😬. Da die Umstände derart luxuriös waren (Tiefgarage mit kleiner Werkstatt direkt am Stellplatz) haben wir die Ladung von meinem Navi auch gleich installiert. Das Ganze zog sich dann etwas hin, sodass wir direkt im Dunkeln zum Burger-Restaurant fuhren (eigentlich wollten wir es vermeiden im Dunkeln zu reisen, aber der Stadtverkehr ist hier auch nachts gut zu erkennen). Geparkt haben wir über Nacht auf einem bezahlten Parkplatz. Dort werden wir morgen noch das Gepäck installieren und dann geht es endlich los 😄.

Wir haben es schon persönlich gemacht aber auch an dieser Stelle nochmal vielen vielen Dank an Pablo!!! Von der Tatsache abgesehen, dass wir ohne ihn deutlich mehr Geld ausgegeben hätten, haben wir uns super verstanden. Er stand uns immer mit Rat und Tat zur Seite und wir konnten uns neben dem „Geschäftlichen“ super unterhalten und waren auf einer Wellenlänge. Unsere stellenweise sicher nervigen Anfragen hat er gut ausgehalten. Die Verzögerungen lagen an irgendwelchen Systemausfällen (kann man Nix machen).

Zudem noch etwas Foodp0rn: gestern gab es Chimichanga. Eine Art frittierter Burrito. An Köstlichkeit kaum zu überbieten. Anschließend gab es lokales Bier und Ron Medellín 8 anõs (auch sehr bekömmlich). An den Rum aus dem Trinkpäckchen haben wir uns nicht herangetraut. Frühstück war hier bislang auch immer gut. Heute haben wir uns etwas mehr gegönnt.

Um die Zeit zu verkürzen, die wir auf die Mopeds warten, haben wir noch eine Tour durch Medellín und nach Guatapé gemacht.

Medellín ist in 16 Stadtbezirke (comunas) aufgeteilt, welche insgesamt 256 Stadtviertel (barrios) bilden. Wir waren im Bezirk Aranjuez (comuna 4) unterwegs und haben einen Einblick in den Bezirk von einer dort lebenden Bewohnerin (Heroína) bekommen. Sozial sind die Viertel in 6 Stufen unterteilt, welche Auswirkung darauf haben, ob und wie viel die Bewohner für den Besuch von Einrichtungen (inkl. Studiengebühren) zahlen müssen. In Stufe 1 befinden sich die sozial schwächsten Bezirke und in Stufe 6 folglich die sozial stärksten Bezirke. Comuna 4 ist in Stufe 2 eingeteilt und unsere Unterkunft in Stufe 5.
Heroína ist 1950 mit ihrer Mutter und ihren 6 Geschwistern aus dem Norden Kolumbiens nach Medellín geflüchtet. Zu diesem Zeitpunkt gab es comuna 4 noch nicht und an diesem Ort befand sich die lokale Mülldeponie der Stadt. Heroina hat hier als ältestes Kind den Wert des Mülls erkannt und damit Geld verdient. Für 2 kg gesammelten und getrennten Müll hat sie damals 10 Peso-Cent bekommen. Für einen Backstein musste sie 500 Pesos bezahlen – das ist eine Menge Müll, die man sammeln muss, um sich den Traum eines Hauses erfüllen zu können. Da liegt der Gedanke nahe, dass comuna 4 ein Slum ist. Irrtum!
Ja, der Bezirk ist arm und hat sicherlich nichts mit europäischen Verhältnissen zu tun, aber er ist voller Farbe und froher Menschen, die das Beste aus ihrer Situation machen. Wie auch Heroina konnten sich viele den Traum eines eigenen Hauses verwirklichen und haben eine tiefe Verbundenheit zu ihrem Viertel und der Community. Daher haben auch nicht alle Menschen, die auf dem Müllberg ihre Häuser gebaut haben, das Angebot der Stadt angenommen und sind in neu gebaute Apartments gezogen. Comuna 4 steht für mich stellvertretend für Medellín. Eine Stadt, in der Arm und Reich sehr eng mit einander verbunden sind und sich Unterschiede von außen manchmal nur erahnen lassen.

Gestern sind wir zum 210 m hohen Fels von Gauatapé (El Peñón de Guatapé) gefahren. Mit dem Bus eine ca. zweistündige Fahrt. Auf dem Weg nach Gautapé haben wir zwei Zwischenhalte eingelegt, um zu frühstücken und eine kurze Bootstour über den Stausee von Peñol-Guatapé zu machen. Vom Felsen hat man eine super Aussicht über den Stausee, der nicht aussieht wie ein typischer Stausee. Um die Aussicht genießen zu können, verlangt der Eigentümer (ja, der Fels ist in Privatbesitz) Eintritt. Wir mussten 25.000 COP (ca. 5 €) bezahlen und 700 Stufen hoch laufen. Beim damaligen Kauf wurde versprochen, dass der Fels für nur 1 COP (lässt sich heute nicht mehr realistisch umrechnen) begangen werden darf. Wenn man sich noch einmal vergegenwärtigt, was Heroína 1950 für 1 COP tun musste, war der Besuch damals schon nicht für jeden erschwinglich. Der Aufstieg hat sich jedenfalls gelohnt und der Ausblick hat nicht enttäuscht (bis auf ein paar Aufkleber von nicht näher zu benennenden Fußballvereinen😛).

Wir sitzen jetzt ein bisschen wie bestellt und nicht abgeholt da und warten darauf, dass die Mopeds fertig werden und wir loskönnen. Wir sind bereit, der lauten Stadt zu entfliehen!

Heute war unser letzter Schultag. Freitags veranstaltet die Schule üblicherweise Ausflüge (letzte Woche ist aus Gründen ausgefallen). Wir trafen uns also an der Bahnstation Envigado und fuhren mit dem Bus in die Berge. Dort angekommen wanderten wir immer tiefer in den Dschungel. Irgendwann trafen wir auf einen kleinen Fluss dem wir stromaufwärts folgten. Nachdem wir einige Male furten mussten kamen wir schließlich am Ziel unserer Wanderung an: ein Wasserfall. Dort machten wir eine ausgiebige Pause und aßen unsere mitgebrachten Backwaren. Begleitet wurden wir von einem scheinbar herrenlosen Hund (von der Größe her hätte man sich auch fast raufsetzen können), der wirklich ständig an den ungünstigsten Stellen den Weg blockierte. Auf dem Rückweg erwartet uns an der Bushaltestelle glücklicherweise ein kleines Restaurant in dem wir die Wartezeit auf den Bus bei herrlicher Aussicht in das Tal bei einigen köstlichen Bieren genießen konnten.

Der letzte Unterricht behandelte unter anderem das Thema Essen und Trinken. Hier gab es dann noch einige Empfehlungen, die wir die nächsten Tage probieren werden. Gestern getestet: Horchata. Ein eher aus Mexiko stammendes Getränk, bestehend aus Reis, Milch, Zimt und anderem. Quasi Milchreis zum Trinken. War sehr lecker.

Die zweite Woche in Kolumbien ist fast vorbei. Folglich liegt der Fokus darauf zwei Motorräder zu finden. Wir haben online geschaut und zwei Maschinen gefunden, die uns auf den ersten Blick zugesagt haben und preislich gerade noch so im Rahmen sind. Über unseren Dolmetscher haben wir eine Besichtigung vor Ort vereinbart und haben uns eines der zwei Motorräder angeschaut. Es hat sich herausgestellt, dass das Moped schon länger steht und die Batterie zwischenzeitlich verkauft wurde und fix eine neue eingebaut werden muss, damit sie läuft. Trotz neuer Batterie wollte sie aber nicht so recht laufen, also haben wir die Zeit genutzt und uns in der Gegend noch ein paar andere Mopeds angeguckt.

Bei zwei Händlern wurde es etwas konkreter, da wir hier zwei Motorräder auf einen Schlag kaufen könnten. Das hat den charmanten Vorteil, dass wir besser verhandeln können, da wir direkt zwei Mopeds nehmen und Cash zahlen – ist hier jetzt nicht ganz so üblich😅.

Jetzt ist da aber noch das Moped gewesen, dass nicht so recht anspringen wollte. Also sind wir dort noch mal hin. Der Verkäufer hat zwar nur die eine Maschine gehabt, die infrage gekommen wäre, aber wir hatten zugesagt, noch mal vorbei zu kommen. Der Höflichkeit halber haben wir eine kurze Probefahrt gemacht, die am Ende nur bestätigt hat, dass das Moped nicht wirklich infrage kommt.

Nachdem wir eine Nacht über die ganze Sache geschlafen haben, sind wir heute noch mal zu einem der Händler vom Vortag gefahren und haben zugeschlagen. Der Rabatt kann sich sehen lassen, satte 10 %! Zuhause würde man dafür ausgelacht werden (ok ok, wir haben ja auch keine Premiumfahrzeuge gekauft😆).

Die Mopeds werden jetzt zugelassen und fertig gemacht, Abholung ist dann kommende Woche, wir hoffen auf Dienstag. Wir werden also noch ein paar Tage länger in Medellín bleiben, ein Glück haben wir noch einen Puffer, bevor wir wieder in Deutschland sein müssen😛.

Das mit der alkoholfreien Woche müssen wir noch etwas üben: Montag war Feiertag (also quasi Wochenende), Dienstag war fast schon Bergfest und heute (Donnerstag) mussten wir natürlich auf die Motorräder anstoßen.

#Cliffhanger – Bilder und Details zu den Mopeds gibts nach der Abholung 😁