Achterbahn der Gefühle

Die Fähre von Puerto Montt nach Chaitén legte mit einer 40-minütigen Verspätung ab. Bei fast neun Stunden Fahrzeit und den Erfahrungen anderer Reisenden, welche zwei Stunden Verspätung hatten, ist das vermutlich ein ziemlich guter Schnitt. Zu unserer Überraschung wurden unsere Motorräder vom Schiffspersonal gesichert. Ein Service, der sich in Europa gerne abgeguckt werden kann. Ansonsten verlief die Fahrt ziemlich unspektakulär.
In Chaitén angekommen, ging es in die zuvor gebuchte Unterkunft am Ortseingang. Eine der wenigen Unterkünfte auf unserer Reise der Kategorie „am besten vermeiden“. Der Gastgeber war sehr freundlich, da kannste nicht meckern. Das Zimmer war sehr spartanisch, die Daunen der Bettdecke haben gepiekt und die Dusche war nicht wirklich warm. Das versprochene Wifi gab es nicht (kein Drama) und der Preis lag am Ende nicht bei versprochenen 31€ (da hätten wir auch nichts gesagt), sondern bei 65€. Ich habe mir das Inserat noch dreimal durchgelesen, da stand auch nichts von wegen pro Person. Sie es drum geschlafen haben wir am Ende trotzdem gut und das Frühstück war gut.
Weiter ging es dann bei perfektem Wetter und durch eine fantastische Landschaft nach Puerto Puyuhuapi. Die Landschaft erinnert hier stark an Skandinavien. Grün so weit das Auge reicht, tolle Berge mit zum Teil schneebedeckten Gipfeln und kurvige Straßen – man wäre das schön, hier ein paar PS mehr zu haben 😅 Wir haben hier ein Ehepaar wieder gesehen, welches wir erstmalig in Puno am Titicacasee gesehen haben. Erneut gesehen haben wir sie dann am Salzsee in Uyuni. Jetzt haben wir endlich ein paar Worte miteinander gewechselt. Die beiden Kolumbianer sind auf amerikanischen BMW unterwegs und sind erst nach Alaska gefahren und jetzt auf dem Weg nach Süden.
Am nächsten Tag ging es abermals bei perfektem Wetter nach Coyhaique. Auf dem Weg dorthin haben wir einen Abstecher im Queulat National Park gemacht und eine ca. drei-stündige Wanderung zum Queulat Gletscher absolviert. Während unserer Anwesenheit sind drei Stücke vom Gletscher abgebrochen, einen Abbruch konnten wir sehen, die anderen beiden nur hören. Vergleichbar mit einem kräftigen Gewitter, beeindruckend. Nach der Wanderung haben wir uns gestärkt und sind dann über den ersten Abschnitt unbefestigter Straße gefahren. Eine sehr staubige Angelegenheit, die aber viel Fahrspaß auf zwei (motorisierten) Rädern bietet. Durch die Wanderung war der Tag ziemlich lang und wir waren erst gegen 20:30Uhr in der Unterkunft.
Heute ging es dann Richtung Cochrane. Der befestigte Teil der Carretera Austral war nach 100km beendet und es ging auf festem Schotter weiter. Obwohl wir teilweise ziemlich zügig fahren konnten, sind wir nicht mehr so schnell vorangekommen und wir entschieden uns in Puerto Rio Tranquilo den Tag zu beenden. Ein sehr touristischer Ort aufgrund der Catedral de Marmol. Eine teure Nacht, aber weiter fahren war keine Option mehr, da es bis Cochrane noch 114km unbefestigte Straße sind und wir wenigstens zwei bis drei Stunden dafür brauchen.
Wir haben hier die beiden Kolumbianer wieder getroffen und auch ein anderes Paar aus Argentinien von der Fähre, welches auf derselben Fähre nach Chaitén gewesen ist. So viele Möglichkeiten gibt es am Ende nicht in Chile durch Patagonien gen Süden zu reisen, trotzdem immer wieder lustig. Da die Routen in Chile Richtung Süden alle in Puerto Montt zusammenführen, kommen wir immer häufiger mit anderen Motorradreisenden ins Gespräch. Eine schöne Abwechslung, immer interessant und für unsere erste Reise dieser Größenordnung machen wir nicht viel anders, als andere Reisende.
Der Käufer unserer Motorräder hat uns gestern abgesagt, scheinbar ist sein Geld alle. Tolles Ding. Vor 2000km hätten wir mit der Info noch was anfangen könne, jetzt stehen wir mit dem Rücken zur Wand und haben keine sinnvolle Alternative. Da wir die Motorräder bereits beim Kauf abgeschrieben haben, sind wir auch bereit, sie zu verschenken. Das haben wir dem Käufer geschrieben und er würde sich schlecht fühlen, sie geschenkt zu nehmen und hat einen Zahlungsplan vorgeschlagen. Ist klar, wir lassen sie Mopeds 14000km von zu Hause entfernt bei jemandem und vereinbaren einen Zahlungsplan. Wird bestimmt was 😅 Na jedenfalls haben wir uns jetzt darauf geeinigt, in Punta Arenas persönlich zusammen zu kommen und das Thema zu besprechen. Wir fahren definitiv runter, vor Ort haben wir aus unserer Sicht die beste Chance, die Mopeds sauber loszuwerden. Es bleibt spannend.








