Nach einer Nacht in Putre stand die Entscheidung aus, ob wir auf direktem Weg die Berge verlassen oder noch ein paar Tage in den Bergen bleiben und oben Richtung Süden fahren, akklimatisiert sind wir ja schon. Da die direkte Verbindung zur Küste durch Bauarbeiten tagsüber gesperrt sein sollte und die Wolken verheißungsvoll aussahen, haben wir uns für die Tour durch die Berge entschieden. Es ging also wieder rauf auf 4300m und entlang der Routa Andina nach Colchane. Die ersten Kilometer waren super! Eine feste Schotterstraße, kein Regen, perfekte Temperaturen und teilweise Rückenwind (glaubt uns vermutlich eh keiner, war aber wirklich so). Die Maschinen haben auf der Hochebene auch super mitgespielt, sodass wir mit 60-70km/h ein bisschen Strecke machen konnten und unseren Spaß hatten. Dicht an der bolivianischen Grenze passierten wir noch einen Salzsee (Salar de Surire), die Straße wurde schlechter und plötzlich tauchten auch einige bolivianische LKW auf, die sich scheinbar die Formalitäten an der Grenze ersparen wollten 😅.

Weil Petrus aber ein Spielverderber ist, hat er uns dann nach kurzer Zeit wieder Regen und Wind ins Gesicht geworfen. Die Straße war immer häufiger mit Schlaglöchern und Sand gesäumt und hatte teilweise eine waschbrettartige Beschaffenheit. Wir sind nicht mehr so gut vorangekommen und zumindest mir hat das Wetter mit der Zeit ganz schön die Kraft aus den Knochen gezogen. Zum Ende hin mussten wir noch dreimal furten, was dazu geführt hat, dass Richard seine Schuhe von innen gewaschen wurden und voll mit Wasser waren. Die Konzentration ließ deutlich nach und wir hatten beide einige beinahe Stürze. Nach etwas über 7 Stunden sind wir dann durchgefroren in Colchane angekommen und haben uns auf eine heiße Dusche gefreut. Die heiße Dusche musste mangels heißem Wasser ausfallen. Die Entscheidung reifte schnell, die Berge am nächsten Tag direkt zu verlassen und keinen Umweg in den Bergen zu fahren.

Wir sind am folgenden Tag nach Iquique gefahren und haben auf dem Weg Pause an einer heißen Quelle gemacht, in der wir uns aufgewärmt haben. Aus dem Berg kommt ca. 40°C warmes Wasser, in dem wir gebadet haben. An den kalten Füßen und Händen hat es ziemlich gezeckt, aber hat sich absolut gelohnt. Wir mussten aufpassen, nicht zu lange im Wasser zu bleiben, da man nicht merkt, wie man schwitzt und der Kreislauf schnell in Schwierigkeiten kommen kann. Im Anschluss gab es frisch zubereitete Käseempanada. Am Ende des Tages sind wir von 4351m runter bis auf Meereshöhe gefahren, der Temperaturwechsel war entsprechend herausfordernd.

Nach zwei Nächten in Iquique ging es dann entlang der Küste nach Tocopilla. Optisch weniger ansprechend hat die kalte Luft des Humboldtstrom zum Glück dafür gesorgt, dass die Temperatur trotz praller Sonne super war. In Tocopilla wollten wir eigentlich eine Nacht bleiben, bevor es weiter nach Antofogasta geht. Nachdem wir allerdings in drei ausgebuchten Unterkünften abgelehnt wurden und in einer optisch eher mäßigen Unterkunft für ein Einzelzimmer 48€ bezahlen sollten, haben wir dazu entschieden, etwas zu Essen und gestärkt weiter zu fahren. Also ging es 18 Uhr noch einmal auf die Maschinen in das 2,5 Stunden entfernte Antofagasta. Um 21:20Uhr haben wir unser Hotelzimmer bezogen und waren froh, endlich da zu sein.

Wir bleiben jetzt bis 12.01. in Antofagasta und besuchen am 11.01. das Paranal-Observatorium.

Was uns bisher sehr positiv auffällt, die Straßen sind deutlich sauberer und der Verkehr entspannter als in den bisherigen Ländern und Städten. Im Unterschied zu den bisherigen Länderwechseln gab es hier in Chile sofort eine andere Küche. Plötzlich gibt es Hot-Dogs (Completos) und eine Art Hamburger mit richtigem Fleisch und gutem Brot (Churrascos).

Wir sind letztlich dann endlich aus La Paz abgereist. Die Kraftstoffversorgung in Bolivien hat uns nicht so überzeugt, dass wir längere Strecken in Bolivien zurücklegen wollten, also sind wir halbwegs direkt in Richtung Chile gereist. Mit den Kanistern sollten wir auch unter Annahme eines gesteigerten Verbrauchs in den höheren Bereichen der Anden mindestens 400km weit kommen. In Bolivien mussten wir folglich nicht mehr tanken. Das wäre auch schwierig gewesen, da wir nur noch 400 Bolivianos (rund 56€) dabei hatten und davon noch eine Übernachtung zahlen mussten.

Aus La Paz und der Umgebung kamen wir überraschend schnell raus. Dann ging es auf dem Altiplano in Richtung Süden. Anfangs beeindruckende Landschaft, später dann eher monoton. In Patacamaya verließen wir die Schnellstraße in Richtung Chile und die Landschaft wurde bewegter. In der Ferne tauchten die ersten Vulkane auf. Weit sichtbar der Sajama mit 6542m Höhe. Ebenfalls weit sichtbar waren die dunklen Wolken, sodass wir uns diesmal rechtzeitig Regensachen anzogen und die Fahrt fortsetzten. Direkt an der Straße zur Grenze fanden wir keine Unterkunft, sodass wir in den Sajama Nationalpark fuhren. Am Eingang wurde Eintritt fällig und wenn wir den Park am nächsten Tag vor 07:00 Uhr verlassen würden, müssten wir nur für eine Person Eintritt zahlen. Ab 07:00 Uhr wäre dann ein anderer Mitarbeiter zugegen, der das mit den Tickets wohl genauer nimmt. Da wir so zeitig nicht aufbrechen wollten, zahlten wir ordnungsgemäß und so waren schon einmal 200 Bolivianos weg. In Sajama (das Dorf im Park heißt auch so) hielten wir an der erstbesten Unterkunft an und da die Betreiberin so freundlich herauskam ließen wir uns bezirzen und nahmen ein Zimmer (wetterbedingt wollten wir auch nicht noch ewig durch das Dorf fahren und suchen). Die nächsten 100 Bolivianos weg. Danach suchten wir noch etwas zum Abendessen. Reis mit Spiegelei und Tomaten – 50 Bolivianos. Frühstück am nächsten Morgen, ebenfalls 50 Bolivianos. Finanziell also eine schöne Punktlandung. Wir hatten nur noch 30 Bolivianos im Pass, da wir gelesen und gehört hatten, dass man bei der Ausreise je 15 Bolivianos zahlen muss.

Weiter ging es also zur Grenze. Die lag auf 4687m Höhe und bestand aus einem recht neu gebauten Gebäudekomplex. Der Ablauf war etwas chaotisch, da der Abschnitt für PKW gesperrt war und wir daher den Busbereich nutzen mussten. Insgesamt ging es aber recht zügig und wir waren nach gut einer Stunde mit allem durch. Zahlen mussten wir nichts. Im Anschluss ging es dann nur noch 65km nach Putre über eine landschaftlich fantastische, wettermäßig jedoch anspruchsvolle (Graupel und kalt) Strecke. Den badenden Flamingos war das Wetter aber offenbar egal.

Eigentlich lohnt es sich kaum, über Bolivien zu schreiben, weil wir nur in La Paz, Uyuni und an der peruanischen Grenze waren. Vom Land haben wir folglich nicht allzu viel sehen können. Auffällig in La Paz waren die vielen (für südamerikanische Verhältnisse) Bettler gewesen. Preislich war es außerhalb von La Paz nochmal deutlich günstiger gewesen, als in Peru. Da wir derart lange in La Paz waren, ist die Übersicht natürlich recht stark verfälscht. Zudem sorgten einige leckere Cocktails in der Dachbar dafür, dass der „Essens“-Anteil recht hoch ausfiel 😬. Die Leute waren wieder nett und freundlich, nur gab es in La Paz einfach zu viele Fußgänger, sodass das Vorankommen zu Fuß teils etwas nervig war. Der Straßenverkehr wird durch die unzähligen Kleinbusse, die teils in zweiter oder dritter Reihe halten häufig lahmgelegt, die Seilbahnen sind da das einzig zuverlässige und schnelle Verkehrsmittel.