Die Fähre von Puerto Montt nach Chaitén legte mit einer 40-minütigen Verspätung ab. Bei fast neun Stunden Fahrzeit und den Erfahrungen anderer Reisenden, welche zwei Stunden Verspätung hatten, ist das vermutlich ein ziemlich guter Schnitt. Zu unserer Überraschung wurden unsere Motorräder vom Schiffspersonal gesichert. Ein Service, der sich in Europa gerne abgeguckt werden kann. Ansonsten verlief die Fahrt ziemlich unspektakulär.

In Chaitén angekommen, ging es in die zuvor gebuchte Unterkunft am Ortseingang. Eine der wenigen Unterkünfte auf unserer Reise der Kategorie „am besten vermeiden“. Der Gastgeber war sehr freundlich, da kannste nicht meckern. Das Zimmer war sehr spartanisch, die Daunen der Bettdecke haben gepiekt und die Dusche war nicht wirklich warm. Das versprochene Wifi gab es nicht (kein Drama) und der Preis lag am Ende nicht bei versprochenen 31€ (da hätten wir auch nichts gesagt), sondern bei 65€. Ich habe mir das Inserat noch dreimal durchgelesen, da stand auch nichts von wegen pro Person. Sie es drum geschlafen haben wir am Ende trotzdem gut und das Frühstück war gut.

Weiter ging es dann bei perfektem Wetter und durch eine fantastische Landschaft nach Puerto Puyuhuapi. Die Landschaft erinnert hier stark an Skandinavien. Grün so weit das Auge reicht, tolle Berge mit zum Teil schneebedeckten Gipfeln und kurvige Straßen – man wäre das schön, hier ein paar PS mehr zu haben 😅 Wir haben hier ein Ehepaar wieder gesehen, welches wir erstmalig in Puno am Titicacasee gesehen haben. Erneut gesehen haben wir sie dann am Salzsee in Uyuni. Jetzt haben wir endlich ein paar Worte miteinander gewechselt. Die beiden Kolumbianer sind auf amerikanischen BMW unterwegs und sind erst nach Alaska gefahren und jetzt auf dem Weg nach Süden.

Am nächsten Tag ging es abermals bei perfektem Wetter nach Coyhaique. Auf dem Weg dorthin haben wir einen Abstecher im Queulat National Park gemacht und eine ca. drei-stündige Wanderung zum Queulat Gletscher absolviert. Während unserer Anwesenheit sind drei Stücke vom Gletscher abgebrochen, einen Abbruch konnten wir sehen, die anderen beiden nur hören. Vergleichbar mit einem kräftigen Gewitter, beeindruckend. Nach der Wanderung haben wir uns gestärkt und sind dann über den ersten Abschnitt unbefestigter Straße gefahren. Eine sehr staubige Angelegenheit, die aber viel Fahrspaß auf zwei (motorisierten) Rädern bietet. Durch die Wanderung war der Tag ziemlich lang und wir waren erst gegen 20:30Uhr in der Unterkunft.

Heute ging es dann Richtung Cochrane. Der befestigte Teil der Carretera Austral war nach 100km beendet und es ging auf festem Schotter weiter. Obwohl wir teilweise ziemlich zügig fahren konnten, sind wir nicht mehr so schnell vorangekommen und wir entschieden uns in Puerto Rio Tranquilo den Tag zu beenden. Ein sehr touristischer Ort aufgrund der Catedral de Marmol. Eine teure Nacht, aber weiter fahren war keine Option mehr, da es bis Cochrane noch 114km unbefestigte Straße sind und wir wenigstens zwei bis drei Stunden dafür brauchen.
Wir haben hier die beiden Kolumbianer wieder getroffen und auch ein anderes Paar aus Argentinien von der Fähre, welches auf derselben Fähre nach Chaitén gewesen ist. So viele Möglichkeiten gibt es am Ende nicht in Chile durch Patagonien gen Süden zu reisen, trotzdem immer wieder lustig. Da die Routen in Chile Richtung Süden alle in Puerto Montt zusammenführen, kommen wir immer häufiger mit anderen Motorradreisenden ins Gespräch. Eine schöne Abwechslung, immer interessant und für unsere erste Reise dieser Größenordnung machen wir nicht viel anders, als andere Reisende.

Der Käufer unserer Motorräder hat uns gestern abgesagt, scheinbar ist sein Geld alle. Tolles Ding. Vor 2000km hätten wir mit der Info noch was anfangen könne, jetzt stehen wir mit dem Rücken zur Wand und haben keine sinnvolle Alternative. Da wir die Motorräder bereits beim Kauf abgeschrieben haben, sind wir auch bereit, sie zu verschenken. Das haben wir dem Käufer geschrieben und er würde sich schlecht fühlen, sie geschenkt zu nehmen und hat einen Zahlungsplan vorgeschlagen. Ist klar, wir lassen sie Mopeds 14000km von zu Hause entfernt bei jemandem und vereinbaren einen Zahlungsplan. Wird bestimmt was 😅 Na jedenfalls haben wir uns jetzt darauf geeinigt, in Punta Arenas persönlich zusammen zu kommen und das Thema zu besprechen. Wir fahren definitiv runter, vor Ort haben wir aus unserer Sicht die beste Chance, die Mopeds sauber loszuwerden. Es bleibt spannend.

Je weiter wir nach Süden fuhren, desto grüner wurde die Umgebung. Nach Langem sahen wir wieder Wiesen und weidende Kühe. Die Eukalyptusbäume wurden durch Nadelbäume abgelöst und die Landschaft wurde bewegter. Auch gab es immer mehr Flüsse zu sehen. Insgesamt erinnerte das Bild an Südschweden. Selbst einige Häuser sind in dem typischen Rotton gehalten und könnten genauso auch in Skandinavien zu finden sein.

Auf der letzten Etappe nach Puerto Montt fing es gegen Ende zu regnen an, sodass ich meine Baumarkt-Kluft ausprobieren konnte. Für rund 10€ erfüllen die Sachen ihren Zweck und sehen dazu noch Spitze aus. Eine wahrlich gute Investition. Kurz vor dem Ziel bogen wir noch nach Llanquihue ab, um einen Blick auf den Lago Llanquihue werfen zu können. Der zweitgrößte See Chiles ist ein gutes Stück größer als der Bodensee und bot uns einen netten Blick auf den Vulkan Osorno. Zufällig entdeckten wir dabei noch, dass die örtliche Feuerwache die „Erste deutsche Feuerwehrkompanie“ ist. Hier im Süden Chiles finden sich recht viele Spuren deutscher Einwanderer. Beispielsweise bayerische Restaurants, deutsch klingende Firmenbezeichnungen und Ortsnamen. Auch das Essen erinnert teilweise an daheim (z.B. Kotelett mit Kartoffelsalat und Apfelkompott). Bei der Feuerwehr wird die Herkunft offenbar noch zelebriert. Auf den Uniformen steht Feuerwehr, die Helme sieht man auch daheim und in der Halle stand ein historisches Fahrzeug. Angetroffen haben wir leider niemanden, also ging es weiter.

An der Unterkunft angekommen, hatten wir zum ersten Mal ein Problem. Die Gastgeber reagierten nicht. Die Buchung wurde automatisch bestätigt, den Check-In hätten die Gastgeber erledigen müssen. Nachdem wir 30 Minuten gewartet hatten, buchten wir eine neue Unterkunft und leiteten den Stornierungsprozess für die alte Unterkunft ein. Bei der neuen Unterkunft wurden wir trotz des kurzen Vorlaufs direkt begrüßt und die Heizung war sogar schon angestellt. Die Stornierung war dann auch relativ zügig erledigt. Also am Ende alles gut gelaufen.

Wir erledigten in Puerto Montt auch den fälligen Ölwechsel. Dabei sollten auch die Ketten geölt und gespannt werden. Auch wenn dies bislang der teuerste Service war, den wir machen ließen (rund 70€/Motorrad) mussten wir bei der Ankunft in der Unterkunft leider feststellen, dass die Ketten nicht gespannt wurden. Klasse!

Für die weiterer Reise nach Patagonien müssen wir Fähren nutzen. Leider sind diese recht stark ausgebucht und die Internetseiten der Betreiber sind auch optimierungswürdig. Es gibt eine Fähre, die direkt nach Chaitén fährt und es uns somit erspart, mehrere Fähren unterschiedlicher Betreiber nehmen und ggf. aufgrund fehlender Verfügbarkeiten zwischendurch übernachten zu müssen. Da diese erst wieder am Montag freie Plätze bietet, bleiben wir eine Nacht länger, müssen dafür aber leider die Unterkunft wechseln. Das Wetter hier ist recht gut und es gibt ein bisschen was zu sehen, also passt das.

Der Empanada Kochkurs war großartig. Eine super freundliche Gastgeberin, die uns in einige Tricks und Feinheiten gezeigt hat und 4 andere Gäste aus den USA und Chile. Als Füllung gab es eine Mischung aus Zwiebel, Fleisch, Rosinen, Ei und Olive (Pino). Die Pinoempanada sind quasi die Nationalempanada und werden im September täglich konsumiert. Nachdem wir am Folgetag im Kino waren, hat Richard sich seine neuen Regensachen gegönnt. Das Angebot bei Decathlon hat nicht überzeugt, fündig geworden ist er im Baumarkt – ich bin auf den ersten Realversuch gespannt 😁 Neue Kanister haben wir noch nicht, das sitzen wir noch bis Puerto Montt aus.

Gestern ging es dann wieder auf die Autobahn und weiter Richtung Süden. Wir sind unfassbar gut aus der Stadt gekommen und hatten keinen Gegenwind. Wir sind so gut vorangekommen, dass wir 380km geschafft haben. Wir wollen endlich die Autobahn hinter uns lassen und im Süden die schönere Landschaft genießen. Komisch ist irgendwie nur, dass uns auf dem Standstreifen ab und an Fahrradfahrer entgegenkommen 😅 wird schon richtig sein.

Wir schauen, wie gut wir heute vorankommen und sind guter Dinge in den kommenden 2-3 Tagen in Puerto Montt anzukommen und dann die Carretera Austral befahren zu können.

Wir haben die Atacama-Wüste bezwungen! In 5 Tagen haben wir die knapp 1.400km zurückgelegt. Zwischenstopps gab es in Chañaral, Huasco, La Sereña und Quilimarí. Jetzt sind wir in Santiago angekommen und werden ein paar Tage Pause einlegen.

Je weiter wir gen Süden fuhren, desto häufiger gab es Vegetation zu sehen. In Huasco wurden wir bei der Fahrt ins Dorf von einer Oase in Empfang genommen. Überall gab es Oliven-Plantagen und an den Straßen wurde Olivenöl und Ziegenkäse verkauft. Allein der Duft der Eukalyptus-Bäume war nach den Tagen in der Wüste herrlich. Wir kauften in der örtlichen Eisenwarenhandlung noch zwei Maulschlüssel, um künftig selbst die Ketten der Motorräder spannen zu können (darauf hätten wir auch schon eher kommen können). Metrische Schrauben gab es im ganzen Ort leider nicht, sonst hätten wir das Hitzeblech meines Auspuffs auch gleich ordentlich befestigen können. Jedenfalls spannten wir die Ketten, optimierten die Befestigung der Benzinkanister und reparierten die USB-Anschlüsse, die mittlerweile so ausgeleiert waren, dass sie während der Fahrt ständig den Kontakt verloren. Anschließend gab es am Hafen bei La Picá (nicht de Deli Mel 😬) zwei riesige Churrascos.

Weiter ging es nach La Sereña. Eigentlich wollten wir ein Stück weiter fahren, allerdings fuhren wir schon die letzten Etappen ständig mit Gegenwind, was mit den kleinen Maschinen wirklich ermüdend ist. Sehnsüchtig wünschten wir uns noch ein paar PS herbei, aber was soll’s. Wir sind hier nicht bei wünsch dir was. Immerhin hatte der örtliche Baumarkt metrische Schrauben, sodass das Blech wieder fest ist und nicht mehr klappert. Zum Abendessen gab es einen halben Hahn und ein Caesers-Salad bei Breaking Bread ⚗️.

Zum Abschluss wollten wir in Los Vilos nächtigen. Der Ort hätte ziemlich genau auf der Hälfte der Reststrecke nach Santiago gelegen. Wir buchten eine Unterkunft und nach der Bestätigung stellte sich heraus: Überraschung! Ihr dürft noch 20km gegen den Wind fahren. Die Freude war groß! Immerhin gab der Gastgeber Abendessen aus. Bevor wir am Ziel ankamen wurden wir beim Tanken darauf hingewiesen, dass ich eine Flüssigkeit verliere. Nachdem die Tanks voll waren, schauten wir nach und mussten feststellen, dass die guten peruanischen Benzinkanister augenscheinlich nicht so benzinbeständig sind. Glücklicherweise war Nils‘ Kanister leer, sodass wir zunächst einmal umfüllen konnten.

Der Gastgeber war recht redselig und empfahl uns unter anderem, auf dem Weg nach Santiago in Puquén vorbeizuschauen. Dem gingen wir nach und konnten in dem Park diverse Tiere und Pflanzen beobachten. Das Wetter machte uns hierbei natürlich auch wieder einen Strich durch die Rechnung. Zwar reichte der Wind, um uns beim Fahren zu nerven. Allerdings reichte er nicht, um die Wellen so groß werden zu lassen, dass der Meeres-Geysir funktioniert. Großartig! Immerhin konnten wir etliche Seelöwen sehen, die sich von den Wellen herumschaukeln ließen. Auf dem weiteren Weg passierten wir La Ligua. Am Straßenrand standen unzählige Leute, die Süßigkeiten verkauften, also probierten wir Empolvados aus.

Nachmittags sind wir dann schließlich in Santiago angekommen. Im Vergleich mit den anderen südamerikanischen Großstädten ist es verkehrlich wie Tag und Nacht. Wie schon im Rest Chiles sind die Leute entspannt und rücksichtsvoll. Auf den Straßen ist kaum etwas los und man kommt selbst in der Stadt zügig voran. Die Ampelschaltungen mögen Optimierungspotential aufweisen (Grüne Welle gibts hier nicht), aber alles in allem ist der Verkehr hier super.

Preislich ist Chile bislang das teuerste Land, das wir bereist haben. Hier ist es stellenweise teurer, als zuhause. Wir haben heute für die nächsten drei Tage Frühstück und Bier 😂 gekauft (und noch ein Paar Kleinigkeiten). Dafür wurden 61€ fällig.

Wir bleiben nun ein paar Tage hier. Entspannen etwas, machen einen Empanada-Kochkurs, gehen ins Kino, kaufen neue Kanister und ich kaufe neue Regensachen.

Um den Weg zurück nach Antofagasta wenigstens ein wenig abwechslungsreicher zu gestalten, sind wir so lange es ging am Pazifik entlang gefahren. Die Küstenstrecke hatte ein paar Kurven und Überraschungen für uns auf Lager. So bin ich gleich zu Beginn der Fahrt hinter einer Kurve über eine ziemliche Klamotte gefahren. Glücklicherweise war ich schnell genug unterwegs und in den Armen so locker (haben sich die Motorradtrainings doch gelohnt😛), dass der Lenker nicht verrissen wurde und ich quasi einfach weiter gefahren bin. Später war die Küstenstraße noch mit ordentlich Wüstensand bedeckt. Sieht man den nicht rechtzeitig, kann es spannend werden.

Zurück auf Los bzw. in Antofagasta haben wir dann die Höllenmaschinen wieder voll tanken lassen und dabei ein kolumbianisches Paar gesehen, das mit einer 115cc Maschine unterwegs ist. Wohlgemerkt sitzen beide auf dem kleinen Teil und haben auch noch Camping-Zeug dabei 😳… meine Güte haben wir es luxuriös 😂

Am Abend haben wir dann die weiteren Schritte philosophiert und überlegt, wie wir es am schlausten anstellen. Der Rückweg überzeugt uns beide nicht und die letzte Spedition, welche die Motorräder zurück nach Kolumbien bringen könnte, wollte auch deutlich über 2000$ pro Stück haben. Sackgasse. Richard hat dann noch einmal in ein Reiseforum geschaut, in dem wir die Motorräder zum Verkauf angeboten haben. Jackpot! Ein Kolumbianer möchte uns beide Maschinen in Punta Arenas abkaufen und sich um die Bürokratie kümmern. Einziger Haken, Punta Arenas liegt knapp 4500km im Süden. Also wieder Richtung Taltal, die Strecke zum fünften Mal fahren – herrlich. Eigentlich wollten wir die Wüste ganz auslassen.

Wir haben uns dann heute dazu entschieden, weiter als Taltal zu fahren, damit wir wenigstens gefühlt vorankommen und keine Krise bekommen. Schließlich sind wir in den letzten 3 Tagen ca. 900km gefahren und kein Stück weiter 🙄 Wir sind jetzt also für eine Nacht in Chañaral und fahren morgen weiter Richtung Süden. Wir treffen hier auf immer mehr Reise-Motorradfahrer und Camper. Im Hotel haben wir beispielsweise einen US-Amerikaner kennengelernt, der aus Atlanta nach Alaska, Ushuaia und zurück fährt. Auf seiner 900er Triumph hat er die 4.500km bis hierher in gerade einmal 12 Tagen zurückgelegt. Das werden wir wohl nicht schaffen.

Nächstes Zwischenziel ist Santiago de Chile (in Etappen versteht sich). Dort werden wir ein zwei, Dinge erledigen (Richard braucht neue Regenkleidung) und ins Kino gehen. Da der Film Interstellar gerade 10-jähriges feiert, wird er in diversen Kinos präsentiert. Unter anderem auch im IMAX in Santiago de Chile. Gönnen wir uns, passt ja auch zum kürzlichen Besuch im Paranal Observatory.

Der Grund, nach Antofagasta zu reisen und hier auch länger zu bleiben, war die Nähe zum Paranal-Observatorium. Dieses kann 1x pro Woche besichtigt werden und wir waren gestern da. Da das Observation immer noch 120km entfernt ist und die Reise dorthin durch die Atacama-Wüste führt, haben wir uns einen Mietwagen gegönnt. Zur Abwechslung war es mal nett, durchgängig 100km/h oder schneller fahren zu können. Auch die Klimaanlage hatte ihre Vorzüge.

Wir kamen pünktlich gegen 13:00 Uhr an. Zur Begrüßung gab es einen Film und es wurde Sonnencreme und Wasser zur Verfügung gestellt. Dann ging es mit einem Bus vom Eingang direkt zu den Teleskopen. Auf dem Plateau wurde nicht lange gefackelt und wir wurden direkt in das Innere des Antu-/Unit-1-Teleskops geführt. Dieses wurde zu Wartungszwecken gerade gedreht. Fast hätten wir in dem 8,2m-ø-Spiegel ein Selfie machen können, dann fuhr es wieder hoch. Dennoch war es beeindruckend, wie leise und präzise das rund 430 Tonnen schwere Gerät sich bewegen lässt. Das Innere des Gebäudes wird tagsüber so klimatisiert, dass die gleichen Bedingungen wie nachts herrschen, um bei Einbruch der Dunkelheit möglichst direkt mit den Beobachtungen beginnen zu können. Der Hauptspiegel ist zudem auf unzähligen Aktuatoren gelagert, die atmosphärische Verzerrungen ausgleichen können. Für den Fall, dass ein Erdbeben detektiert wird, verfügt dieser sogar über einen Airbag.

Zusätzlich zu den 4 großen Unit-Teleskopen sind noch einige kleinere auf dem Plateau verteilt. Diese lassen sich unter anderem im Verbund betreiben um so ein großes virtuelles Teleskop zu bilden. In der Ferne ließ sich noch das im Bau befindliche Extremly Large Telescope ausmachen (die Leute sind echt kreativ in der Namensgebung). Zum Abschluss konnten wir noch kurz in die Residencia hineinschauen. Dort sind die Mitarbeitenden untergebracht. Beim Betreten fiel sofort die angenehme höhere Luftfeuchtigkeit auf. In einem großen Atrium sind einige Pflanzen und ein Swimmingpool untergebracht. Angesichts der Abgelegenheit der Anlage und Schichtdauern von bis zu 2 Wochen müssen die Leute auch in ihrer Freizeit beschäftigt werden. Also gibt es hier unter anderem ein Fitnessstudio, ein kleines Kino und Tischkicker.

Heute ging es wieder per Motorrad weiter gen Süden nach Taltal. Seit einigen Tagen plagen wir uns mit Gedanken, wie wir weitermachen wollen. Käufer für die Motorräder haben wir noch nicht gefunden und da wir mit den Vehikeln immer nur mit temporären Einfuhrerlaubnissen unterwegs sind, müssen diese auch wieder ausgeführt werden. Tendenziell könnten wir zurückfahren, allerdings schreckt uns die Fahrt durch die peruanische Küstenwüste ab. Wir hoffen noch auf Rückmeldung von einer peruanischen Spedition, sodass wir Perú hoffentlich überspringen könnten. Jedenfalls haben wir uns dazu entschieden, die Fahrt nach Süden nicht fortzusetzen. Vor uns liegt noch immer die Atacama-Wüste und diese müssten wir im Zweifel dann wieder auf dem Rückweg mitnehmen. Wir fahren also wieder gen Norden. Den Südteil erkunden wir dann ein andermal.

Nach einer Nacht in Putre stand die Entscheidung aus, ob wir auf direktem Weg die Berge verlassen oder noch ein paar Tage in den Bergen bleiben und oben Richtung Süden fahren, akklimatisiert sind wir ja schon. Da die direkte Verbindung zur Küste durch Bauarbeiten tagsüber gesperrt sein sollte und die Wolken verheißungsvoll aussahen, haben wir uns für die Tour durch die Berge entschieden. Es ging also wieder rauf auf 4300m und entlang der Routa Andina nach Colchane. Die ersten Kilometer waren super! Eine feste Schotterstraße, kein Regen, perfekte Temperaturen und teilweise Rückenwind (glaubt uns vermutlich eh keiner, war aber wirklich so). Die Maschinen haben auf der Hochebene auch super mitgespielt, sodass wir mit 60-70km/h ein bisschen Strecke machen konnten und unseren Spaß hatten. Dicht an der bolivianischen Grenze passierten wir noch einen Salzsee (Salar de Surire), die Straße wurde schlechter und plötzlich tauchten auch einige bolivianische LKW auf, die sich scheinbar die Formalitäten an der Grenze ersparen wollten 😅.

Weil Petrus aber ein Spielverderber ist, hat er uns dann nach kurzer Zeit wieder Regen und Wind ins Gesicht geworfen. Die Straße war immer häufiger mit Schlaglöchern und Sand gesäumt und hatte teilweise eine waschbrettartige Beschaffenheit. Wir sind nicht mehr so gut vorangekommen und zumindest mir hat das Wetter mit der Zeit ganz schön die Kraft aus den Knochen gezogen. Zum Ende hin mussten wir noch dreimal furten, was dazu geführt hat, dass Richard seine Schuhe von innen gewaschen wurden und voll mit Wasser waren. Die Konzentration ließ deutlich nach und wir hatten beide einige beinahe Stürze. Nach etwas über 7 Stunden sind wir dann durchgefroren in Colchane angekommen und haben uns auf eine heiße Dusche gefreut. Die heiße Dusche musste mangels heißem Wasser ausfallen. Die Entscheidung reifte schnell, die Berge am nächsten Tag direkt zu verlassen und keinen Umweg in den Bergen zu fahren.

Wir sind am folgenden Tag nach Iquique gefahren und haben auf dem Weg Pause an einer heißen Quelle gemacht, in der wir uns aufgewärmt haben. Aus dem Berg kommt ca. 40°C warmes Wasser, in dem wir gebadet haben. An den kalten Füßen und Händen hat es ziemlich gezeckt, aber hat sich absolut gelohnt. Wir mussten aufpassen, nicht zu lange im Wasser zu bleiben, da man nicht merkt, wie man schwitzt und der Kreislauf schnell in Schwierigkeiten kommen kann. Im Anschluss gab es frisch zubereitete Käseempanada. Am Ende des Tages sind wir von 4351m runter bis auf Meereshöhe gefahren, der Temperaturwechsel war entsprechend herausfordernd.

Nach zwei Nächten in Iquique ging es dann entlang der Küste nach Tocopilla. Optisch weniger ansprechend hat die kalte Luft des Humboldtstrom zum Glück dafür gesorgt, dass die Temperatur trotz praller Sonne super war. In Tocopilla wollten wir eigentlich eine Nacht bleiben, bevor es weiter nach Antofogasta geht. Nachdem wir allerdings in drei ausgebuchten Unterkünften abgelehnt wurden und in einer optisch eher mäßigen Unterkunft für ein Einzelzimmer 48€ bezahlen sollten, haben wir dazu entschieden, etwas zu Essen und gestärkt weiter zu fahren. Also ging es 18 Uhr noch einmal auf die Maschinen in das 2,5 Stunden entfernte Antofagasta. Um 21:20Uhr haben wir unser Hotelzimmer bezogen und waren froh, endlich da zu sein.

Wir bleiben jetzt bis 12.01. in Antofagasta und besuchen am 11.01. das Paranal-Observatorium.

Was uns bisher sehr positiv auffällt, die Straßen sind deutlich sauberer und der Verkehr entspannter als in den bisherigen Ländern und Städten. Im Unterschied zu den bisherigen Länderwechseln gab es hier in Chile sofort eine andere Küche. Plötzlich gibt es Hot-Dogs (Completos) und eine Art Hamburger mit richtigem Fleisch und gutem Brot (Churrascos).

Wir sind letztlich dann endlich aus La Paz abgereist. Die Kraftstoffversorgung in Bolivien hat uns nicht so überzeugt, dass wir längere Strecken in Bolivien zurücklegen wollten, also sind wir halbwegs direkt in Richtung Chile gereist. Mit den Kanistern sollten wir auch unter Annahme eines gesteigerten Verbrauchs in den höheren Bereichen der Anden mindestens 400km weit kommen. In Bolivien mussten wir folglich nicht mehr tanken. Das wäre auch schwierig gewesen, da wir nur noch 400 Bolivianos (rund 56€) dabei hatten und davon noch eine Übernachtung zahlen mussten.

Aus La Paz und der Umgebung kamen wir überraschend schnell raus. Dann ging es auf dem Altiplano in Richtung Süden. Anfangs beeindruckende Landschaft, später dann eher monoton. In Patacamaya verließen wir die Schnellstraße in Richtung Chile und die Landschaft wurde bewegter. In der Ferne tauchten die ersten Vulkane auf. Weit sichtbar der Sajama mit 6542m Höhe. Ebenfalls weit sichtbar waren die dunklen Wolken, sodass wir uns diesmal rechtzeitig Regensachen anzogen und die Fahrt fortsetzten. Direkt an der Straße zur Grenze fanden wir keine Unterkunft, sodass wir in den Sajama Nationalpark fuhren. Am Eingang wurde Eintritt fällig und wenn wir den Park am nächsten Tag vor 07:00 Uhr verlassen würden, müssten wir nur für eine Person Eintritt zahlen. Ab 07:00 Uhr wäre dann ein anderer Mitarbeiter zugegen, der das mit den Tickets wohl genauer nimmt. Da wir so zeitig nicht aufbrechen wollten, zahlten wir ordnungsgemäß und so waren schon einmal 200 Bolivianos weg. In Sajama (das Dorf im Park heißt auch so) hielten wir an der erstbesten Unterkunft an und da die Betreiberin so freundlich herauskam ließen wir uns bezirzen und nahmen ein Zimmer (wetterbedingt wollten wir auch nicht noch ewig durch das Dorf fahren und suchen). Die nächsten 100 Bolivianos weg. Danach suchten wir noch etwas zum Abendessen. Reis mit Spiegelei und Tomaten – 50 Bolivianos. Frühstück am nächsten Morgen, ebenfalls 50 Bolivianos. Finanziell also eine schöne Punktlandung. Wir hatten nur noch 30 Bolivianos im Pass, da wir gelesen und gehört hatten, dass man bei der Ausreise je 15 Bolivianos zahlen muss.

Weiter ging es also zur Grenze. Die lag auf 4687m Höhe und bestand aus einem recht neu gebauten Gebäudekomplex. Der Ablauf war etwas chaotisch, da der Abschnitt für PKW gesperrt war und wir daher den Busbereich nutzen mussten. Insgesamt ging es aber recht zügig und wir waren nach gut einer Stunde mit allem durch. Zahlen mussten wir nichts. Im Anschluss ging es dann nur noch 65km nach Putre über eine landschaftlich fantastische, wettermäßig jedoch anspruchsvolle (Graupel und kalt) Strecke. Den badenden Flamingos war das Wetter aber offenbar egal.

Eigentlich lohnt es sich kaum, über Bolivien zu schreiben, weil wir nur in La Paz, Uyuni und an der peruanischen Grenze waren. Vom Land haben wir folglich nicht allzu viel sehen können. Auffällig in La Paz waren die vielen (für südamerikanische Verhältnisse) Bettler gewesen. Preislich war es außerhalb von La Paz nochmal deutlich günstiger gewesen, als in Peru. Da wir derart lange in La Paz waren, ist die Übersicht natürlich recht stark verfälscht. Zudem sorgten einige leckere Cocktails in der Dachbar dafür, dass der „Essens“-Anteil recht hoch ausfiel 😬. Die Leute waren wieder nett und freundlich, nur gab es in La Paz einfach zu viele Fußgänger, sodass das Vorankommen zu Fuß teils etwas nervig war. Der Straßenverkehr wird durch die unzähligen Kleinbusse, die teils in zweiter oder dritter Reihe halten häufig lahmgelegt, die Seilbahnen sind da das einzig zuverlässige und schnelle Verkehrsmittel.