Halbzeit ¡Feliz Año Nuevo!

Unglaublich, schon Halbzeit! Vor drei Monaten ging unsere Reise los. 6.500km und fast 4 Länder später ist es Zeit für ein Zwischenfazit. Mein Bruder (Grüße gehen raus😉) hat mich kurz vor dem Start noch gefragt, ob ich auch an den bevorstehenden Kulturschock gedacht habe, der uns erwarten wird. Meine Antwort: „Nein, ich weiß auch nicht wie.“

Natürlich war mir klar, dass es auf einen anderen Kontinent geht und dort andere Regeln herrschen. So richtig darauf vorbereiten kann man sich aber nicht. Zu Beginn war noch vieles unklar, zum Beispiel, ob die Beschaffung des Motorrads so klappt, wie wir uns das gedacht haben. Inzwischen ist das Reisen zu einer Art Routine geworden. Route planen, fahren, Unterkunft finden, Blog schreiben und Videoaufnahmen schneiden und vertonen. Tatsächlich sind das Schreiben des Blogs und das Bearbeiten der Videos (80% der Arbeit macht Richard!) nicht meine Lieblingsbeschäftigung. Weil wir uns aber bei den vielen Eindrücken selber kaum merken können, was die letzten Tage passiert, ist ein notwendiges „Übel“, um sich im Nachgang leichter erinnern zu können.

Wir haben andere Reisende getroffen, welche genauso wie wir ins kalte Wasser gesprungen sind und die Sprache vor Ort gelernt haben. Funktioniert und wir kommen zurecht. Die meisten Leute haben Verständnis und helfen. Trotzdem wäre es irgendwie cooler, wenn man die Sprache besser könnte, wer weiß, was mit besserem Spanisch möglich wäre.

Know your Equipment! Je simpler ein Motorrad ist, desto besser. Jeder kann es reparieren, egal wo man ist und Ersatzteile sind leicht und günstig zu bekommen. Tatsächlich haben wir bisher (Kolumbien ausgenommen, da hat der Hersteller den Service gemacht) den Werkstätten geholfen, die wichtigsten Teile des Motorrads zu finden und wir sind in der Lage, einfachste Reparaturen selber durchzuführen. Dadurch macht man sich weniger Sorgen beim Fahren.

Eine Budgetobergrenze und eine Übersicht der Ausgaben helfen so eine Reise überhaupt (langfristig) durchführen zu können. Das sehen nicht nur wir so, sondern auch andere Reisende, mit denen wir uns unterhalten haben. Dabei ist es egal, ob man ein Sabbatical macht, gekündigt hat und von Ersparnissen lebt oder in Rente ist. Ohne Übersicht und groben Plan geht’s nicht. Zusätzlich hilft eine Kreditkarte ohne Gebühren. Und da wir bisher überall Automaten gefunden haben, bei denen wir gebührenfrei Geld abheben konnten (großes Lob an Südamerika), gibt es eigentlich keinen Grund, teure Wechselbuden in Anspruch zu nehmen.

Vielleicht liegt es daran, dass wir jetzt fast zwei Wochen an einem Ort sind, aber ich habe den Eindruck, dass ich langsam von der Einstellung der Südamerikaner genervt bin. Die lockere Art zu leben spiegeln sich in Egoismus, Lustlosigkeit und Rücksichtslosigkeit wieder und das stört mich zunehmend. Unabhängig davon ist die Reise super interessant und macht meistens super viel Spaß. Trotzdem geht der Blick bereits vorsichtig Richtung Ende, sodass wir die Motorräder online zum Verkauf anbieten und sich bereits erste Interessenten gemeldet haben. Wir sind guter Dinge, dass wir sie verkauft bekommen. Zum Abschluss wollen wir noch einmal zum Start zurück nach Medellín und uns mit Pablo treffen.

Ergänzung von Richard

Mein Zwischenfazit ist durchweg positiv. Dank der im Vergleich zum regulären Urlaub deutlich längeren Zeit, sind wir imstande Gegenden zu erreichen, die man sonst nicht sehen würde. Natürlich sind dadurch auch mal Tage dabei, die irgendwie sein müssen (z.B. Durchquerung von Wüsten). Insgesamt überwiegen aber die positiven Erfahrungen. Probleme, die bislang aufgetreten sind, ließen sich überraschend unkompliziert und schnell lösen. Die zwei Wochen in La Paz sind sicher zu lang, aufgrund der Feiertage war stabiles Wifi für Videotelefonate und offene Restaurants aber erforderlich. Am 2.1. geht es ja wieder weiter und wir sehen wieder Neues. Stand jetzt würde ich sagen, dass dies nicht das letzte Mal war ☺️

Wir wünschen euch ein gesundes Jahr 2025!