Medellín und Umgebung
Um die Zeit zu verkürzen, die wir auf die Mopeds warten, haben wir noch eine Tour durch Medellín und nach Guatapé gemacht.
Medellín ist in 16 Stadtbezirke (comunas) aufgeteilt, welche insgesamt 256 Stadtviertel (barrios) bilden. Wir waren im Bezirk Aranjuez (comuna 4) unterwegs und haben einen Einblick in den Bezirk von einer dort lebenden Bewohnerin (Heroína) bekommen. Sozial sind die Viertel in 6 Stufen unterteilt, welche Auswirkung darauf haben, ob und wie viel die Bewohner für den Besuch von Einrichtungen (inkl. Studiengebühren) zahlen müssen. In Stufe 1 befinden sich die sozial schwächsten Bezirke und in Stufe 6 folglich die sozial stärksten Bezirke. Comuna 4 ist in Stufe 2 eingeteilt und unsere Unterkunft in Stufe 5.
Heroína ist 1950 mit ihrer Mutter und ihren 6 Geschwistern aus dem Norden Kolumbiens nach Medellín geflüchtet. Zu diesem Zeitpunkt gab es comuna 4 noch nicht und an diesem Ort befand sich die lokale Mülldeponie der Stadt. Heroina hat hier als ältestes Kind den Wert des Mülls erkannt und damit Geld verdient. Für 2 kg gesammelten und getrennten Müll hat sie damals 10 Peso-Cent bekommen. Für einen Backstein musste sie 500 Pesos bezahlen – das ist eine Menge Müll, die man sammeln muss, um sich den Traum eines Hauses erfüllen zu können. Da liegt der Gedanke nahe, dass comuna 4 ein Slum ist. Irrtum!
Ja, der Bezirk ist arm und hat sicherlich nichts mit europäischen Verhältnissen zu tun, aber er ist voller Farbe und froher Menschen, die das Beste aus ihrer Situation machen. Wie auch Heroina konnten sich viele den Traum eines eigenen Hauses verwirklichen und haben eine tiefe Verbundenheit zu ihrem Viertel und der Community. Daher haben auch nicht alle Menschen, die auf dem Müllberg ihre Häuser gebaut haben, das Angebot der Stadt angenommen und sind in neu gebaute Apartments gezogen. Comuna 4 steht für mich stellvertretend für Medellín. Eine Stadt, in der Arm und Reich sehr eng mit einander verbunden sind und sich Unterschiede von außen manchmal nur erahnen lassen.
Gestern sind wir zum 210 m hohen Fels von Gauatapé (El Peñón de Guatapé) gefahren. Mit dem Bus eine ca. zweistündige Fahrt. Auf dem Weg nach Gautapé haben wir zwei Zwischenhalte eingelegt, um zu frühstücken und eine kurze Bootstour über den Stausee von Peñol-Guatapé zu machen. Vom Felsen hat man eine super Aussicht über den Stausee, der nicht aussieht wie ein typischer Stausee. Um die Aussicht genießen zu können, verlangt der Eigentümer (ja, der Fels ist in Privatbesitz) Eintritt. Wir mussten 25.000 COP (ca. 5 €) bezahlen und 700 Stufen hoch laufen. Beim damaligen Kauf wurde versprochen, dass der Fels für nur 1 COP (lässt sich heute nicht mehr realistisch umrechnen) begangen werden darf. Wenn man sich noch einmal vergegenwärtigt, was Heroína 1950 für 1 COP tun musste, war der Besuch damals schon nicht für jeden erschwinglich. Der Aufstieg hat sich jedenfalls gelohnt und der Ausblick hat nicht enttäuscht (bis auf ein paar Aufkleber von nicht näher zu benennenden Fußballvereinen😛).
Wir sitzen jetzt ein bisschen wie bestellt und nicht abgeholt da und warten darauf, dass die Mopeds fertig werden und wir loskönnen. Wir sind bereit, der lauten Stadt zu entfliehen!









Boahhhhh, spannend, Jemanden wie Heroina zu treffen, die ihre Geschichte erzählt. Der Gauatape sieht irgendwie gruselig aus für mich.
Tolle Tour, hat großen Spaß gemacht, es zu lesen und zu googeln.
Dann vertreibt euch noch gut die Tage in der lauten Stadt, bis eure 🏍🏍 fertig sind, toi, toi, toi.
Langweilig wird es bestimmt nicht.
Morgendliche Grüße aus Berlin
„Comuna 4 ist in Stufe 2 eingeteilt“…. ist einfach sauberer und fröhlicher als in Berlin 😀