Unglaublich, schon Halbzeit! Vor drei Monaten ging unsere Reise los. 6.500km und fast 4 Länder später ist es Zeit für ein Zwischenfazit. Mein Bruder (Grüße gehen raus😉) hat mich kurz vor dem Start noch gefragt, ob ich auch an den bevorstehenden Kulturschock gedacht habe, der uns erwarten wird. Meine Antwort: „Nein, ich weiß auch nicht wie.“

Natürlich war mir klar, dass es auf einen anderen Kontinent geht und dort andere Regeln herrschen. So richtig darauf vorbereiten kann man sich aber nicht. Zu Beginn war noch vieles unklar, zum Beispiel, ob die Beschaffung des Motorrads so klappt, wie wir uns das gedacht haben. Inzwischen ist das Reisen zu einer Art Routine geworden. Route planen, fahren, Unterkunft finden, Blog schreiben und Videoaufnahmen schneiden und vertonen. Tatsächlich sind das Schreiben des Blogs und das Bearbeiten der Videos (80% der Arbeit macht Richard!) nicht meine Lieblingsbeschäftigung. Weil wir uns aber bei den vielen Eindrücken selber kaum merken können, was die letzten Tage passiert, ist ein notwendiges „Übel“, um sich im Nachgang leichter erinnern zu können.

Wir haben andere Reisende getroffen, welche genauso wie wir ins kalte Wasser gesprungen sind und die Sprache vor Ort gelernt haben. Funktioniert und wir kommen zurecht. Die meisten Leute haben Verständnis und helfen. Trotzdem wäre es irgendwie cooler, wenn man die Sprache besser könnte, wer weiß, was mit besserem Spanisch möglich wäre.

Know your Equipment! Je simpler ein Motorrad ist, desto besser. Jeder kann es reparieren, egal wo man ist und Ersatzteile sind leicht und günstig zu bekommen. Tatsächlich haben wir bisher (Kolumbien ausgenommen, da hat der Hersteller den Service gemacht) den Werkstätten geholfen, die wichtigsten Teile des Motorrads zu finden und wir sind in der Lage, einfachste Reparaturen selber durchzuführen. Dadurch macht man sich weniger Sorgen beim Fahren.

Eine Budgetobergrenze und eine Übersicht der Ausgaben helfen so eine Reise überhaupt (langfristig) durchführen zu können. Das sehen nicht nur wir so, sondern auch andere Reisende, mit denen wir uns unterhalten haben. Dabei ist es egal, ob man ein Sabbatical macht, gekündigt hat und von Ersparnissen lebt oder in Rente ist. Ohne Übersicht und groben Plan geht’s nicht. Zusätzlich hilft eine Kreditkarte ohne Gebühren. Und da wir bisher überall Automaten gefunden haben, bei denen wir gebührenfrei Geld abheben konnten (großes Lob an Südamerika), gibt es eigentlich keinen Grund, teure Wechselbuden in Anspruch zu nehmen.

Vielleicht liegt es daran, dass wir jetzt fast zwei Wochen an einem Ort sind, aber ich habe den Eindruck, dass ich langsam von der Einstellung der Südamerikaner genervt bin. Die lockere Art zu leben spiegeln sich in Egoismus, Lustlosigkeit und Rücksichtslosigkeit wieder und das stört mich zunehmend. Unabhängig davon ist die Reise super interessant und macht meistens super viel Spaß. Trotzdem geht der Blick bereits vorsichtig Richtung Ende, sodass wir die Motorräder online zum Verkauf anbieten und sich bereits erste Interessenten gemeldet haben. Wir sind guter Dinge, dass wir sie verkauft bekommen. Zum Abschluss wollen wir noch einmal zum Start zurück nach Medellín und uns mit Pablo treffen.

Ergänzung von Richard

Mein Zwischenfazit ist durchweg positiv. Dank der im Vergleich zum regulären Urlaub deutlich längeren Zeit, sind wir imstande Gegenden zu erreichen, die man sonst nicht sehen würde. Natürlich sind dadurch auch mal Tage dabei, die irgendwie sein müssen (z.B. Durchquerung von Wüsten). Insgesamt überwiegen aber die positiven Erfahrungen. Probleme, die bislang aufgetreten sind, ließen sich überraschend unkompliziert und schnell lösen. Die zwei Wochen in La Paz sind sicher zu lang, aufgrund der Feiertage war stabiles Wifi für Videotelefonate und offene Restaurants aber erforderlich. Am 2.1. geht es ja wieder weiter und wir sehen wieder Neues. Stand jetzt würde ich sagen, dass dies nicht das letzte Mal war ☺️

Wir wünschen euch ein gesundes Jahr 2025!

Weihnachten in Bolivien (und mutmaßlich generell in [Süd-]amerika) findet am 25.12. statt. Davor und danach wird eher nicht gefeiert. Wir wollten dennoch sicher gehen und hatten in einem Steakhouse für den 24.12. einen Tisch reserviert. Das hätten wir uns sparen können, da wir auch ohne Reservierung entspannt einen Platz bekommen hätten – egal. Vor dem Restaurantbesuch haben wir noch eine Stadtrundfahrt mit der Seilbahn gemacht und den Sonnenuntergang auf einer der Bahnlinien anschauen können, die am Kamm des Talkessels entlang fährt (Línea Plateada). Die Vorfreude auf das Essen war groß und da wir uns nicht entscheiden konnten, was wir bestellen sollten, entschieden wir uns für die Argentinische Platte, einem Sammelsurium aus Fleisch. Leider war die Küche wohl etwas überfordert, sodass das meiste recht kühl ankam. Schade.

Am 25.12. schlenderten wir zu einer nahegelegenen Tankstelle und fragten, ob wir Benzin bekommen würden. Da wir versicherten, in Bar zu zahlen und keine Rechnung zu benötigen wurde unsere Frage bejaht. Also zurück zum Hotel und mit den Mopeds zurück. Wir mussten zwar mehr zahlen, als an der Säule stand (für die Einheimischen wird Kraftstoff stark subventioniert), lagen letztlich mit rund 1€/l aber trotzdem recht günstig. Danach konnten wir bis 14:00 Uhr auf der Dachterasse noch einen Cocktail schlürfen, dann hat sich die Belegschaft zu ihren Familien begeben. Abends ging es dann in einen der drei örtlichen Pubs (das Lucky Llama behauptet von sich der höchste Irish-Pub der Welt zu sein, so, wie auch die beiden Pubs in Cusco 😬).

Die nächsten Tage haben wir dann die Ketten der Motorräder spannen lassen. Diesmal für insgesamt 20 Bolivianos also knapp 3€, der Service wird immer preiswerter 😄. Außerdem haben wir die Motorräder auf verschiedenen Plattformen zum Verkauf in Südchile/Argentinien angeboten und das Peru-Video fertiggestellt.

Am 27.12. ging es abends zum Busbahnhof. Die Taxifahrt dauerte zwar länger, als wir zu Fuß gebraucht hätten, aber angesichts dessen, dass wir während des Trips vermutlich nicht an eine Dusche kommen werden, hat es sich trotzdem gelohnt. Die Busfahrt nach Uyuni ging über Nacht. Die Sitze wirkten zunächst recht bequem und ließen sich fast flach einstellen. Zum Schlafen war es letztlich doch ziemlich unbequem und eng. Beworben wurde der Bus mit einer 2+1-Bestuhlung, bekommen haben wir 2+2. Wir kamen also recht unausgeschlafen um kurz vor 7 am Ziel an, wanderten dann durch die Siedlung und aßen Frühstück. Da die Tour zum Salzsee erst um 10:30 Uhr starten sollte, irrten wir noch etwas durch die Gegend um Zeit totzuschlagen. Dabei kaufte ich mir einen Hut, der sich später noch als hilfreich erweisen sollte.

Endlich ging es dann los mit der Tour. Die 7 Sitze des Landcruisers wurden mit 6 Leuten bevölkert, wir hatten da eigentlich etwas mehr Platzkomfort in unserer Vorstellung gehabt. Dann ging es zunächst zu einem Eisenbahnfriedhof, auf dem diverse Dampflokomotiven vor sich hin verrosteten. Weiter ging es zu einer Siedlung, in der früher Salz hergestellt wurde. Das Salz wurde dann per Lama transportiert und gegen andere Waren eingetauscht. Mittlerweile lohnt es sich für die Bevölkerung eher, Quinoa anzubauen. Das Salz gibt es nur noch für die Touristen. Gegen Mittag fuhren wir dann auf den Salar de Uyuni. Die größte Salzpfanne der Erde, die das Ergebnis eines vor 10.000 Jahren verdunsteten Sees ist. In der Regenzeit verwandelt sich die Salzoberfläche in einen riesigen Spiegel und durch das anschließende Austrocknen bildet sich die Oberfläche immer wieder neu. Vor einigen Jahren fand hier in der Regenzeit eine Etappe der Paris-Dakar-Rallye statt. Optisch war das sicher sehr ansprechend, allerdings fielen wohl recht viele Fahrzeuge aufgrund des Kontakts mit der Salzlösung aus, sodass die Rallye hier nicht mehr entlang führen wird. Nach dem Mittag fuhren wir dann 45min weiter auf den See zu der „Insel“ Incahuasi, der Spitze eines im See liegenden Vulkans. Dank der Fata Morgana sah die Insel aus der Ferne zunächst wie ein Ufo aus. Beeindruckend waren vor Ort insbesondere die riesigen Kakteen, die von den dort lebenden Familien teilweise als Holzquelle genutzt werden. Der Ausblick von der Spitze der Insel war ebenfalls fantastisch. Die Größe des Sees lässt sich kaum beschreiben. Im Auto fühlte man sich eigentlich, als säße man in einem Boot. Es gibt keine Straßen, man kann fahren wohin man will und das Ende des Sees lässt sich nicht erkennen. Dank des wolkenlosen Himmels und der recht großen Höhe konnte die Sonne zudem ihr volles Potential entfesseln und grillte uns mit einem UV-Index von 18. Zum Glück hatte ich den Hut gekauft und wir hatten Sonnencreme und -brillen dabei. Zum Abschluss hielten wir noch an einigen Stellen an, um Fotos zu machen und dann endete die Tour mit einem kleinen Picknick und einem Wein mit Blick auf den Sonnenuntergang.

Unser Fahrer/Guide hatte selbst eine wirklich interessante Biografie. Aufgewachsen mit Lama-Hirten und dabei Teil einer National-Geographic-Doku gewesen wurde sein Interesse an der englischen Sprache geweckt. Nach der Schul-Unilaufbahn hatte er diverse Jobs und betreibt jetzt mit seiner Frau einen Copyshop, ein Restaurant und führt noch freiberuflich die Touren durch. Die Mitreisenden (ein Pärchen aus Griechenland und zwei Iren) waren auch sehr sympathisch. Die Iren blieben noch über Nacht und wir einigten uns darauf, Drohnenbilder gegen Sternenbilder zu tauschen.

Abends ging es dann wieder mit dem Bus zurück nach La Paz. Zum Glück war der Bus nicht ausgebucht und wir konnten uns jeweils auf einen zweier Sitz verteilen. Viel erholsamer war die Nacht dadurch aber leider nicht. Insgesamt war der Trip aus unserer Sicht ambivalent: die An- und Abreise war eher schlecht, die Wartezeit bis zum Beginn der Tour recht lang und gerade der Eisenbahnfriedhof war total überlaufen. Zudem haben wir deutlich (2x) mehr gezahlt als unsere Mitreisenden. Unser Guide war hingegen super und hat den Zeitplan so angepasst, dass wir möglichst vor allen anderen an den sehenswerten Zielen auf dem See waren, sodass es nicht so überlaufen ist. Generell scheinen wir da etwas Pech gehabt zu haben, er meinte jedenfalls, dass normalerweise nur ein Viertel der Besucher da sind. Der Salzsee war wirklich spektakulär. Insgesamt hat es sich also schon gelohnt, aber vermutlich wäre es besser gewesen, den Trip über mehrere Tage zu ziehen.

Wir sind ohne Probleme in La Paz angekommen. Obwohl die Stadt an sich relativ wenig bevölkert ist (weniger als 1 Mio. Einwohner) ist der Verkehr besonders im Speckgürtel El Alto wieder gewohnt chaotisch. Wir haben im Vorfeld ein Hotel gebucht und konnten die Motorräder in der Tiefgarage abstellen. Am ersten Tag haben wir die Umgebung zu Fuß erkundet, SIM-Karten organisiert (die wir aufgrund unserer ausländischen Pässe nicht aktivieren konnten) und etwas entspannt. Am nächsten Tag haben wir an einer Stadtführung teilgenommen und unter anderem das Valle de la Luna besichtigt, welches Neil Armstrong seinerzeit an die Mondlandschaft erinnerte. Zudem ging es durch die Hexengasse, in der örtliche Schamanen Zutaten (unter anderem getrocknete Llama- und Schweinsbabys) für ihre Rituale beschaffen können. Dabei wurde erwähnt, dass es Tradition sei, bei größeren Gebäuden einen Menschen im Fundament lebendig zu begraben, damit die Seele darüber wacht. Wir werden folglich unseren Alkoholkonsum hier im Auge behalten, damit man uns hier nicht einfängt und vergräbt.

Der letzte Teil der Tour ging dann per Seilbahn. La Paz verfügt über das größte Seilbahnnetz, welches für den ÖPNV genutzt wird weltweit. Die Gondeln und Stationen sind recht neu, unglaublich sauber und in der Farbe der jeweiligen Linie gehalten, sodass es selbst Außenstehenden (also uns 😬) wirklich leicht fällt, sich zurechtzufinden. Bei einer im Tal gelegenen Stadt wie La Paz ist dies ein wirklich passendes Verkehrssystem und führt zu recht erheblicher Zeitersparnis (laut unserer Führerin braucht man mit der Seilbahn für eine Strecke, die mit dem Auto 1,5 Stunden dauern würde nur 20 Minuten). Die Bevölkerung hatte zwar anfänglich Bedenken, da man aus den Gondeln natürlich schöne Einblicke in die Wohnungen der Anwohnenden erhält aber nutzte die Gelegenheit gleich, um auf den Dächern Werbung zu platzieren.

Unsere Führerin gab uns noch einige Tipps und konnte uns hinsichtlich der Kraftstoff-Situation in Bolivien beruhigen. Abends gingen wir dann in ein indisches Restaurant. Endlich mal wieder eine Geschmacksexplosion (vor allem Knoblauch)! Mit dem Llama-Curry gab es sogar einen südamerikanischen Einschlag. Die südamerikanische Küche ist wirklich gut und lecker aber etwas Abwechslung ist ab und an dann doch sehr willkommen. Als Desert gab es dann noch fies überteuerte Churros. Heute haben wir dann unsere SIM-Karten direkt beim Anbieter aktiviert und sind jetzt recht üppig mit mobilem Internet versorgt (7€ für 10 Tage unbegrenzt).

Zwischen den Feiertagen wollen wir per Bus an den Salar de Uyuni fahren und Silvester dann auch in La Paz verbringen. Danach soll es relativ direkt nach Chile gehen.

Wir wünschen Euch auf diesem Wege ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest!

Mit dem letzten Tropfen Sprit haben wir es zur nächsten Tankstelle in Puno geschafft. Wir wollten testen wie weit wir mit den Mopeds maximal kommen, da die Versorgung mit Kraftstoff in Bolivien nicht so prall sein soll. Genau raus bekommen haben wir es nicht, da die Mopeds nicht voll waren, als wir den Kilometerzähler zurück gesetzt haben, aber wir schätzen eine Reichweite von ca. 500km zu haben (inkl. Reservekanister). Kann ja also eigentlich nix schief gehen.

Am Titicacasee entlang ging es relativ eintönig Richtung Grenze. Damit wir am Folgetag nur ein kurzes Stück bis zur Grenze haben, entschieden wir uns für eine Nacht in Juli, ca. 1,5h von Puno entfernt. Untergekommen sind wir bei Gernot, einem deutschen Auswanderer. Ein absoluter Glücksgriff. Ruhig gelegen, heißes Wasser, saubere und bequeme Betten. Von Gernot haben wir noch ein paar Tipps für Bolivien bekommen, welches gerade in einer massiven Wirtschaftskrise steckt. Dadurch soll vieles noch günstiger sein als in Peru. Wir können es uns kaum vorstellen.

Nach einem richtig guten Frühstück ging es dann zur Grenze. Aufgrund unserer letzten Grenzerfahrung wollten wir eigentlich etwas früher da sein. Da die Grenze aber nicht 24/7 geöffnet hat, sind wir entsprechend später los. Bei bestem Wetter hat sich der Titicacasee von uns verabschiedet und einen herrlichen Blick erlaubt. An der Grenze angekommen ging sind wir dieses Mal im ersten Anlauf zur richtigen Stelle gefahren. Die Abfertigung sämtlicher Formalitäten fand in einem Gebäude statt. Da die Grenze leer war, war ich innerhalb von 2 Minuten aus Peru aus- und in Bolivien eingereist (rein formal). Ist schon herrlich wenn die Systeme funktionieren 😅

Richard wollten die Peruaner aber nicht so einfach gehen lassen. Bei unserer Einreise nach Peru war das System ausgefallen, sodass wir händisch gepflegt wurden. Bereits bei unserem Aufenthalt in Puno hat uns die Rezeptionistin mitgeteilt, dass Richard im System nicht zu finden ist und wir daher ggf. die Steuer bezahlen müssten, die für Touristen aus dem Ausland eigentlich entfällt (nach 4 Wochen in Peru fällt kurz vor der Ausreise erstmals auf, dass Richard nicht im System ist, na ist klar😆). Sie hat uns empfohlen die Angelegenheit im Nahe gelegenen Migrationsbüro zu klären, also sind wir direkt los. Dort wurde uns mitgeteilt, dass Richard scheinbar nicht händisch ins System nachgetragen wurde und man sich darum kümmere (sollte 2-3 Tage dauern). Überraschung, 4 Tage später war Richard noch nicht im System und durfte folglich nicht ausreisen. Nach ca. 25 Minuten hat man sich dazu entschieden Richard seinen Pass und den Einreiseschein zu kopieren und ihn ausreisen zu lassen. Die Einreise nach Bolivien am Nachbarschalter war keine Minute später ebenfalls erledigt.

Anschließend haben wir die Motorräder 5m weiter ordnungsgemäß wieder aus Peru ausgeführt und gleichzeitig nach Bolivien eingeführt – da wurde parallel gearbeitet, irre! Nach insgesamt 1,5h waren wir durch, sensationell! Weiter zur physischen Grenze und rein nach Bolivien. Vorbei an unzähligen LKW, die ebenfalls darauf gewartet haben nach Bolivien zu fahren, standen wir dann an der tatsächlichen Grenze. Dort hat man sich dafür entschieden immer wechselseitig den Verkehr durchzulassen. 30(?) Minuten durfte von Bolivien nach Peru gefahren werden, dann wurde gewechselt. Scheint uns nicht so sehr effektiv, aber wir sind ja keine QM-Beauftragten, sondern Touristen. Also haben wir brav gewartet. Als es dann los ging haben wir die Papiere vorgezeigt und durften rein. Wir sind also in Bolivien angekommen und bleiben jetzt bis nach Weihnachten in La Paz.

Peru ist landschaftlich wirklich beeindruckend. Strand, Wüste, Gebirge und Hochebenen sind zum Teil mit sensationellen Strecken verbunden, die das Motorradfahrerherz höher schlagen lassen. Serpentinen bei herrlicher Aussicht, was will man mehr. Auch in Peru sind wir zu 90% offenen und freundlichen Menschen begegnet. Verkehrstechnisch war Peru bisher am schlimmsten. Auf der Straße sind sich die meisten Peruaner selbst die Nächsten, besonders Bus- und Kleinbusfahrer. Niemand scheint die Spiegel zu benutzen, jeder schaut nur nach vorn. Was uns nicht in den Kopf geht und bis zum Schluss immer wieder erstaunt hat, wie die Peruaner mit ihrer so schönen Landschaft umgehen. Müll wird dort weg geschmissen, wo er entsteht. Und wenn das im Auto ist, dann fliegt er eben aus dem Fenster, egal ob wir dahinter fahren und einen tierischen Schreck bekommen, wenn auf einmal was auf der Straße rollt. Nun scheint das Umweltbewusstsein in Südamerika generell nicht sehr ausgeprägt zu sein, Peru war bislang aber wirklich extrem.

Wen es interessiert, hier noch die finanzielle Aufstellung Perus. Bedenkt man wie teuer Machu Picchu war, dann bekommt man eine Idee davon, wie günstig Peru im allgemeinen ist.

Aus dem Entspannungstag in San Pedro wurde nicht so ganz etwas. Die Hotelbesitzerin überzeugte uns nach einem tollen Frühstück bei fantastischen Ausblick auf die umgebenden Berge, die Inka-Ruine im nächsten Dorf zu besichtigen. Also sind wir über den alten Inka-Pfad dorthin gelaufen. Auch an diesem Tag wollte das Wetter nicht so recht mitspielen und als wir am Ziel ankamen fing es zu regnen an. Wir schauten uns den Tempel kurz an und liefen dann zur Hauptstraße, um das erste Mal in Peru den ÖV auszuprobieren. Das läuft hier recht einfach: auf der Straße fahren in unregelmäßigem Abstand Kleinbusse, die man heranwinken kann. Man nennt das Ziel, zahlt die Gebühr (in unserem Fall je 1 Sol, also ca. 25 Cent) und dann geht es los. Die Mitreisenden schauten uns mit großen Augen an. Offenbar ist es nicht so üblich, dass Touristen dieses Transportmittel nutzen. So ging es dann ins Hotel. Die Besitzer betreiben noch einen kleinen Kiosk, der auch Kanister vertreibt. In Bolivien kann es unter Umständen schwierig werden an Benzin zu kommen, weil

  • einige Tankstellen nicht an ausländische Kfz-Kennzeichen verkaufen, da Benzin für Bolivianos subventioniert ist und sie den bürokratischen Akt nicht vollziehen können/wollen, um den vollen Preis zu berechnen und
  • derzeit durch Proteste das Transportwesen eingeschränkt ist und Tankstellen daher nicht beliefert werden.

Wir liehen uns daher verschiedene Kanister aus und probierten, welcher am Besten passt. Anschließend konnten wir dann entspannen ☺️

Am nächsten Tag ging es mit je einem 2-Gallonen-Kanistern (ungefähr 7,5 Liter) in Richtung Titicacasee. Zum Glück haben wir die Kanister vor Bolivien ausprobiert, denn direkt nach dem Tanken mussten wir feststellen, dass diese undicht waren. Ohne Dichtung im Deckel und mit einer „Dichtfläche“, die völlig ungerade und mit Graten versehen war konnte das auch nichts werden. Mithilfe des glücklicherweise mitgeführten Messers entgrateten wir die Kanister und bauten einen provisorischen Trichter, um den größten Teil des Inhalts in die Tanks zu überführen. Nachdem uns der Spaß insgesamt locker eine Stunde Zeit gekostet hat, verdunkelte sich der Himmel, um den üblichen Mittagsregen loszuwerden. Wir zogen die Regensachen etwas zu spät an (zumindest meinerseits bestand die Hoffnung, den nächsten Pass noch vor dem Regen zu bekommen und so eventuell noch trocken davonzukommen) und setzten die Fahrt fort. Auf der Passhöhe des Abra La Raya (4352m) angekommen war uns ordentlich kalt. Dort standen zwar einige Verkaufsstände und sogar ein Toilettenhäuschen, aber warum in Südamerika keiner auf die Idee kommt, an solchen Stellen ein Häuschen hinzustellen und Tee zu verkaufen, erschließt sich uns nicht. Wir schauten kurz auf den Chimboya, bevor auch dieser in den Wolken verschwand und fuhren weiter.

In einem der nächsten Dörfer hielten wir an, um einen Tee zu trinken. Beim Betreten des Restaurants spielten wir wieder unsere Spanisch-Kenntnisse aus: die Frage, ob wir das Menü haben wollen, bejahten wir in dem Glauben, die Speisekarte zu bekommen. Kurze Zeit später bekamen wir eine Suppe mit undefinierbarem Fleisch serviert und danach noch Huhn mit Reis. Erkenntnis: Menü heißt Tagesmenü. Immerhin war es preiswert (insgesamt 12 Soles, also 3€). Wesentlich weiter wollten wir nicht fahren, also endeten wir den Tag nach 126km in Ayaviri. Das Hotel war ein ziemlicher Reinfall. Trotzdem es angepriesen wurde, gab es kein warmes Wasser und bis spätabends war Trubel in der Lobby. Ab ungefähr 05:00 Uhr morgens ging es dann lautstark weiter, mutmaßlich kam irgendwann sogar die Polizei. Sonderlich erholsam war es also nicht. Wenigstens konnten wir Dichtungen auftreiben und die Kanister nun endlich abdichten.

Für den Aufenthalt am Titicacasee war die Sehnsucht nach einem vernünftigen Hotel entsprechend groß. Wir griffen tief in die Tasche (44€/Nacht) und bekamen dafür ein super Hotel in Puno (mit heißem Wasser!, zentral gelegen und Frühstücksbuffet). Da die Unterkunft der Mopeds etwas komplizierter zu finden war, sprang kurzerhand ein Hotelbeschäftiger auf Nils‘ Maschine (erstes Mal mit Sozius) und zeigte uns den Weg. Auf dem Rückweg fragte er uns, ob wir eine Tour machen wollen und so buchten wir diese gleich für den nächsten Tag. Abends probierten wir Alpakafleisch (wurde zwar als nach Wild schmeckend beschrieben, sonderlich stark war der Geschmack allerdings nicht) aus und am nächsten Tag wurden wir um 07:00 Uhr abgeholt. Am Hafen stiegen wir auf ein Boot um und fuhren zu den schwimmenden Inseln der Urus. Diese werden aus schwimmender Erde und Schilf gebaut und halten ca. 40 Jahre. Das Schilf muss ständig erneuert werden und auch die Hütten müssen regelmäßig angehoben werden, damit die darunter befindliche Schilflage erneuert werden kann. Die Urus handeln mit Fisch und einer essbaren schilfartigen Pflanze, die reich an Fluor und Iod sein soll und nach Aussage unseres Guides Zahnarztbesuche überflüssig macht. Auffällig war jedenfalls, dass die Zahngesundheit der Urus deutlich besser war, als die der Bergbewohner. Möglicherweise ist da also etwas dran.

Weiter ging es dann zur Insel Taquile. Diese wird von Nachfahren der Inka / Quechua bewohnt. Auf den Terrassen der Insel wurde vor 3000 Jahren die Kartoffel und Quinoa domestiziert (Wikipedia sagt hierzu etwas anderes, eventuell haben wir das falsch verstanden). Nach einer kleinen Begrüßungszeremonie wurde erklärt, wie Wolle mithilfe einer Pflanze gewaschen werden kann, wie diese gefärbt wird und welche Bedeutung die Kleidungsstücke haben. Die Textilprodukte der Insel gehören zu den hochwertigsten Perus und sind laut UNESCO Teil des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Nach dem Mittag ging es dann wieder zurück nach Puno. Wettermäßig hatten wir Glück, nur die Rückfahrt war etwas kabbelig.

Morgen fahren wir dann in Richtung der Grenze zu Bolivien, um übermorgen möglichst früh nach Bolivien einzureisen (die Erinnerungen an den letzen Grenzübertritt sitzen noch tief 😩).

Nach dem beeindruckenden Besuch von Machu Picchu kamen wir abends in Cusco an, holten die Motorräder vom nächsten Ölwechsel ab, gingen noch etwas essen und fielen erschöpft in die Betten. Das frühe Aufstehen, die vielen Eindrücke und die immer länger wirkende Rückfahrt waren dann doch etwas kräftezehrend. Wir entschieden noch einen weiteren Tag in Cusco zu verbringen und uns die dortigen Verbleibsel der Inka-Zeit anzuschauen. Also ging es am nächsten Tag nach dem Frühstück in die Berge. Beim Eintritt nach Saqsaywaman gab es dann eine kleine Überraschung: die Tickets lassen sich ausschließlich in Bar bezahlen. So gut wie überall in Cusco konnten wir mit Karte zahlen und unser Barbestand war recht niedrig. Zu niedrig, um die Eintrittskarten zu erwerben. Als wir umdrehen wollten, rief der Verkäufer einen Guide herbei, der zufällig ein Kartenlesegerät dabei hatte. Gegen knapp 30% Aufschlag konnten wir dann unsere Tickets erwerben. Toller Service 😬.

Saqsaywaman ist eine Inka-Festung, die wohl auch repräsentativen Zwecken dienen sollte. Ein paar Dinge erkannten wir dank der Führung in Machu Picchu wieder. So zum Beispiel, dass einige Felsen so bearbeitet wurden, dass sie die Reliefs der umliegenden Berge widerspiegeln. Durch einen alten Tunnel ging es dann weiter in Richtung zu einer Jesus-Statue (fast wie in Rio) und zum Schluss nach Qˋenko. Da die Wolken immer dunkler wurden, entschieden wir uns dafür, den kurzen Weg in Richtung Hotel zu nehmen. Der Weg schien nicht ganz so offiziell zu sein. Ich knickte jedenfalls um und beim Ende des Wegs musste noch eine kleine Kletterpartie hingelegt werden. Dabei brach ein Stein ab, an dem ich mich festhielt. Glücklicherweise konnte Nils mich auffangen. Auf den Schreck sind wir dann erst einmal in eine nahegelegene Gastwirschaft eingekehrt, um uns bei ein paar Cocktails mit Blick über die Stadt zu beruhigen.

Den längeren Aufenthalt in Cusco nutzen wir unter anderem dafür, unsere Motorradsachen waschen zu lassen. Nach 1,5 Monaten in teils recht warmer Umgebung hatten diese mittlerweile einen gewissen Geruch angenommen. Mit frischen Sachen und den frisch geölten Maschinen ging es weiter in Richtung Titicacasee. Wir peilen für Weihnachten an, in La Paz zu sein, da wir die Hoffnung haben, in einer größeren Stadt über die Feiertage wenigstens ein paar geöffnete Restaurants vorzufinden. Die Entfernung beträgt ca. 650km. Mit ein paar Umwegen und unserem 200km-Tagesschnitt sollte das also in 4 Fahrtagen zu bewerkstelligen sein.

Die erste Etappe führte uns über das Zwischenziel Q’eswachaka nach San Pedro. Der Tag begann ziemlich gut. Das Wetter war super und die Straße ebenso. Nach Combapata ging es dann von 3500m rauf auf knapp 4000m und die Straße begann schlechter zu werden. Irgendwann war sie übersäht mit Schlaglöchern und dank plötzlich auftauchender Alpakas/Lamas konnte man diese auch nicht mit hoher Geschwindigkeit „überfliegen“. Irgendwann brach dann Nils‘ Halterung für die Kamera. Die Laune war prächtig. Schlussendlich kamen wir am Zwischenziel an und der Himmel versprach Regen. Grandios! Nun wollten wir den Umweg von gut 50km nicht sinnlos gefahren sein, also stiegen wir ab und schauten uns die Brücke an. Eine der letzten Inka-Brücken, die jedes Jahr neu gebaut wird. Dafür strickt die Bevölkerung der umliegenden Dörfer Gräser zusammen. Eine Bauabnahme erübrigt sich scheinbar, aufgrund der langen Tradition. Aufgrund des schlechter werdenden Wetters wollten wir die Brücke eigentlich nicht überqueren, allerdings deutete man uns direkt bei der Ankunft, dass wir offenbar auf der falschen Seite waren. Ein Mann kam dann auf unsere Seite und eskortierte uns herüber, damit wir auch brav den Eintritt entrichten konnten. Die Brücke war schon ziemlich wackelig und der aufkommende Wind machten das Erlebnis noch aufregender. Letzten Endes haben wir die Überquerung 2x unbeschadet überstanden.

Weiter ging es dann wieder ein Stück zurück nach Checacupe, da wir am nächsten Tag zum Vinicunca reisen wollten. Die einzige Unterkunft in dem Dorf entsprach leider nicht unseren hohen Erwartungen (in einem der uns angebotenen Zimmer roch es ziemlich streng) also ging es weiter bergauf, da es im nächsten Dorf eine größere Auswahl an Unterkünften geben sollte. Fehlanzeige – alles verwaist. Mittlerweile war es schon recht spät. Wir entschieden uns dazu, etwas zu essen und dann über booking eine Unterkunft zu buchen, damit wir nicht weiter herumirren. Im Dunkeln ging es dann also rund 30km nach San Pedro. Das Fernlicht den Gegenverkehr blenden kann, hat sich auch in diesem Teil Perus noch nicht herumgesprochen. Naja. Letztlich sind wir heil am Ziel angekommen, konnten unsere Motorräder direkt auf dem Hof abstellen und nach einer warmen Dusche in die Betten gleiten. Freitag der 13. wurde seinem Ruf hier mehr als gerecht.

Das Wetter am nächsten Tag war geradezu perfekt. Blauer Himmel, Sonnenschein und geschätzte 23°, was will man mehr? Also Sachen gepackt und die rund 60km zum Vinicunca gefahren. Nun ja, auf dem Weg wurde es dann wieder bedeckter und mit zunehmender Höhe entsprechend kalt. Die Landschaft war unglaublich beeindruckend, schade dass wir keine Kameras dabeihatten. Auf rund 4700m Höhe angekommen ging es dann auch los mit Niederschlag, also ab in das erstbeste Verkaufsbüdchen und Coca-Tee bestellt. Der Niederschlag entpuppte sich dann als Graupel. Da es nur 2km bis zum Gipfel waren und der Graupel nachließ wagten wir unser Glück und waren beeindruckt, dass die umliegenden Berge plötzlich weiß waren. Nach nur einem Kilometer mussten wir dann umkehren. Der Niederschlag hatte sich wieder intensiviert und es fing an zu Gewittern. Über den Gipfel schob sich zudem eine Wolke, sodass die Aussicht ohnehin bei 0 gewesen wäre. Schade. Immerhin waren wir höher als der Mont Blanc und haben gelernt, dass sich Lamas bei dem Wetter hinsetzen. Auf dem Rückweg kurz mit einem frischen Tee aufgewärmt und dann ging es auf die Motorräder. Was würde man nicht für eine Griffheizung geben! Frierend zurück ins Hotel, aufgewärmt und etwas essen gegangen.

Wir bleiben nun noch einen Tag in San Pedro zum entspannen und dann geht es weiter.

Während der Reise haben wir mehrfach darüber nachgedacht, ob wir Machu Picchu besuchen oder nicht. Vor ungefähr zwei Wochen, in der Schlammstadt San Marcos, haben wir dann das erste Mal konkret nach Tickets geschaut und gesagt, wir machen das. Dabei mussten wir feststellen, dass der Besuch des Machu Picchu nicht so einfach funktioniert und die angenehmen Besuchszeiten (von 6 bis 15 Uhr gibt es stündliche Einlassslots) müssen min. zwei Wochen im Voraus gebucht werden.

Was gilt es zu beachten:

  • Zum Machu Picchu kommt man nur zu Fuß oder mit dem Bus.
  • Der am Machu Picchu gelegene Ort Aguas Calientes (oder Machupicchu Pueblo) ist Ausgangspunkt für die meisten Besuche und nur zu Fuß oder mit einer Schmalspurbahn zu erreichen.
  • Die meisten Verbindungen nach Aguas Calientes gibt es von Cusco aus.
  • Die Fahrzeiten ab Cusco nach Aguas Calientes betragen ca. 5 Stunden.

Möchten wir also angenehme Besuchszeiten zwischen 9 und 13 Uhr haben, gibt es zwei Optionen. Wir müssen wenigstens zwei Wochen im Voraus buchen und zwei Nächte am Fuße des Machu Picchu verbringen oder zwei Wochen im Voraus buchen und den Tag ohne Übernachtung um 3 Uhr in Cusco beginnen, damit wir um 20 Uhr wieder zurück sind. Irgendwie haben uns beide Möglichkeiten nicht so richtig abgeholt. Dazu kam, dass wir durch die Tage in den Bergen nervlich angeschlagen waren und an dem Abend in San Marcos genervt gesagt haben „Ist auch nur eine Ruine und diesen Touristenzirkus tun wir uns nicht an!“.

In den kommenden zwei Wochen haben wir dann immer wieder über die Möglichkeiten philosophiert. Dabei haben wir zum Einen festgestellt, dass die Randzeiten (6, 7 und 15 Uhr) auch zwei bis drei Tage vorher noch gut buchbar sind und es zum Anderen die Möglichkeit gibt nur eine Nacht am Fuße des Machu Picchu zu verbringen (Kost‘ ja alles Geld nich?). Wir haben uns also den Besuch selber zusammen gebaut.

  • 12:30 Uhr Abfahrt mit dem Bus in Cusco und um 15:30 Uhr weiter mit dem Zug nach Aguas Calientes (Kombiticket).
  • Ankunft in Aguas Calientes um 17 Uhr und eine Übernachtung.
  • Am Folgetag um 6 Uhr mit dem Bus hoch zum Machu Picchu und Einlass um 7 Uhr.
  • Gegen 10 Uhr mit dem Bus wieder runter nach Aguas Calientes, um 13:37 Uhr im Zug zurück nach Cusco, mit Umstieg in den Bus um 15:15 Uhr und Ankunft in Cusco um 17:30 Uhr.

Die Buchung hat mich persönlich zur Weißglut gebracht, Chapeau! an Richard für seine Geduld. Die Anreise ist wie sie ist, na gut – es soll halt vermieden werden, dass ein Verkehrschaos entsteht. Auch noch nachvollziehbar, dass man beim selbstständigen Buchungsprozess etwas mehr Aufwand hat. Was mir aber nicht in den Kopf gehen will ist, dass

  • die Buchung der offiziellen Tickets für Besucher aus aller Welt über eine ausschließlich in Spanisch verfügbare Seite möglich ist,
  • die Buchung über diese Seite nur möglich ist, wenn man sich vorher registriert und angemeldet hat und
  • die An- und Abreise nur über min. zwei unterschiedliche Unternehmen möglich ist (deren Seiten waren wenigstens auf Englisch verfügbar!).

Kein Wunder, dass es sich Unternehmen zur Aufgabe gemacht haben, dass Gesamtpaket für einen Aufschlag von 100€ (30%!) anzubieten, um diesem Prozess zu entgehen. In meinen Augen eine absolute Frechheit für ein UNESCO Welterbe. Na gut, genug aufgeregt, kommen wir zum Besuch an sich.

Die Anreise hat wirklich unkompliziert geklappt und es war zur Abwechslung mal sehr angenehm gefahren zu werden, die Umgebung und Aussicht bewusst(er) genießen zu können und nicht beide Augen permanent auf der Straße zu haben. Die Zugfahrt zum Fuße des Machu Picchu war großartig und hat optisch nichts ausgelassen. Schneebedeckte Bergspitzen, die sich zwischen den Wolken und anderen Bergen durchgekämpft und präsentiert haben. Dabei haben sie die anderen schroffen, steilen und grün bedeckten Hänge und Berge fast blass aussehen lassen. In Aguas Calientes selbst ist alles fußläufig (nichts ist weiter als 5 Minuten zu Fuß entfernt) erreichbar und die Unterkunft lässt keine Wünsche offen (sogar inkl. Heizung und Care-paket, dass gab es in Puquio für mehr Geld nicht).

Am nächsten Tag sind wir um 05:40 Uhr aufgestanden, um uns frisch zu machen und den 06:00 Uhr Bus zu bekommen. An der Bushaltestelle sprachen uns mehrere Guides an und boten ihre Dienste an. Nachdem der Preis initial bei 80 USD für uns beide lag, konnten wir uns auf 250 Sol (ca. 65€) einigen. Also noch fix zum Geldautomaten und Bargeld organisiert. Dann ging es mit dem Bus nach oben. Vom Wetter dachten wir, dass es uns wie üblich schlecht erwischen wurde, da es leicht regnete und das Tal komplett mit Wolken bedeckt war. Zum Glück weit gefehlt: der Regen hörte auf und Machu Picchu war bei unserem Eintreffen noch in Wolken gehüllt, die sich nach kurzer Zeit auflösten. Die Sicht auf die Ruinenstadt und die umliegenden Berge war fantastisch. Unsere Führerin Roxanna war zudem ein echter Glücksgriff gewesen. Ohne Guide wären wir vermutlich nur die Route abgelaufen und hätten ein paar Fotos gemacht. So erfuhren wir noch allerlei Sachen über die Geschichte, die Bedeutung einzelner Häuser und Tempel, die Lebensweise der Inka, die Be-/Entwässerung der Stadt und die Funktion bzw. den Hintergrund mancher Skulpturen. Dank ihr konnten wir sogar unsere Route verlängern und eine Condorskulpur bestaunen. Insgesamt also wirklich zu empfehlen. Dank der Umstände (Tagesrandzeit, in der Woche, nicht zur Hochsaision) war die Tour tatsächlich auch nicht überlaufen. Unsere Befürchtungen haben sich zum Glück nicht bestätigt.

Danach ging es frühstücken, Sachen vom Hotel holen und Aguas Calientes noch etwas erkunden.

Fazit: teuer und touristisch, aber es hat sich echt gelohnt!

Nachdem die Mopeds gereinigt waren ging es wieder in die Berge Richtung Cusco. Eine Strecke von 650km, für die man gute 13 Stunden braucht (ohne Pausen). Auf dem Weg ging es auf und ab und an vielen Alpakas vorbei. Von 500m rauf und 4.500m, wieder runter auf 1.900m und noch einmal auf 4.000m, bevor wir auf 3.600m in Cusco angekommen sind.

Die Strecke haben wir natürlich gesplittet. Den ersten Stop haben wir in Puquio eingelegt. Ein eher verschlafener Ort, in dem es ein scheinbar neues Hotel gab, dass wir genommen haben. Super Ausstattung und die Mopeds durften wieder in der Lobby übernachten. Nur beim Preis wurden wir scheinbar veräppelt. Überall war etwas von 140-150 SOL (ca. 35€) zu lesen, von uns wollten sie aber 200 SOL (50€) haben, in Cash versteht sich. Und das, obwohl das Hotel nicht beheizt war und es kein Frühstück gab, also irgendwie nicht ganz passend, aber sei es drum.

Von dort ging es am nächsten Morgen weiter nach Abancay. Bis hierher haben die Mopeds alles gemacht, was wir von ihnen verlangt haben. Allerdings haben wir bereits seit ca. 1.000km beobachtet, dass die Kettenspannung deutlich nachgelassen hat. Da wir kurz vor dem nächsten Service stehen, hatten wir die Hoffnung die Nummer noch etwas aussitzen zu können – kannste knicken! 3km vor dem Ziel hat es der Kette von Richard seinem Moped gereicht und sie hat eine Pause eingelegt und ist runter gesprungen. Das Problem war fix gelöst und wir konnten ins Hostel fahren. Bis nach Cusco sind es jetzt aber noch 200km, 4 Stunden Fahrt und der Sonntag ist auch in Peru eher ein Ruhetag. Unser Bordwerkzeug reicht nicht, um das Problem selber zu lösen, also haben wir uns am Sonntagmorgen auf den Weg gemacht und eine Werkstatt angesteuert, welche laut Google geöffnet haben soll. Und ja, sie hatte offen. Nach 10 Minuten und 10 SOL (2,50€ inkl. Trinkgeld) waren die Ketten beider Mopeds wieder gespannt wie‘n Flitzebogen und geölt. Auf nach Cusco.

Angekommen in Cusco sind wir stilecht in dem höchsten Irish-owned Pub der Welt gewesen, können wir also auch abhaken✅. Der Ort ist halt durch den Machu Picchu und seine ehemalige Funktion als Hauptstadt der Inka touristisch geprägt. Auch wir werden am Mittwoch den Machu Picchu besuchen. Wir haben uns am Ende doch dazu durchgerungen, vermutlich hätten wir uns sonst im Nachgang geärgert. Den Bericht dazu gibt es gesondert, alleine die Ticketbuchung ist schon ein Highlight🙄💆‍♂️

Der erste Teil unseres Peruvideos ist übrigens fertig: https://youtu.be/JdDddQb2St8

Einer der großen Pluspunkte von Lima war das internationale Essen. Keine Frage, die südamerikanische Küche ist fabelhaft, aber ab und an mal etwas anderes essen zu können, ist dann schon eine nette Abwechslung. Wir begannen also mit Sushi, weiter ging es mit Pasta und abschließend Pizza. Indisch hätte uns eigentlich richtig abgeholt, da wir hier noch kein Gericht gefunden haben, was ordentlich (vor allem mit Knoblauch) gewürzt ist, aber dafür waren wir im falschen Viertel und nach viel Bewegung war uns bei dem Verkehr nicht.

Den ersten Tag haben wir im Hotel entspannt, das Peruvideo weiter bearbeitet und die lokale Umgebung erkundet. Gegenüber vom Hotel war ein Einkaufszentrum, was de facto Little Korea war. Von Anime und Bubble Tea über Cosplay bis zu koreanischem Essen und Internetcafes war hier alles zu finden. Dank der umfangreichen Auswahl an Elektronikartikeln fanden wir auch ein USB-C auf HDMI-Kabel um jetzt jeden billigen Hotel-Fernseher zum Smart-Tv machen zu können 😏.

Am nächsten Tag ging es per Uber in die Altstadt. Verkehrsmäßig ging das sogar. Zufällig haben wir dort die Wachablösung am Regierungssitz mit Marschmusik und viel Tamtam miterlebt. Hier könnte sich die Feuerwehr daheim auch mal ein Beispiel dran nehmen 😬. Beim Vorbeigehen an der Basilica San Fransisco sahen wir, dass Touren durch die Katakomben angeboten werden, also Ticket gezogen und abgestiegen. Zunächst einmal ging es durch die oberirdischen Geschosse. Eine hölzerne Kuppel, die recht stark vom Islam inspiriert ist, musste infolge von Erdbeben 3x neu errichtet werden. Weiter ging es in eine beeindruckende alte Bibliothek, den Chor und den Klostergarten. Schließlich ging es in die Keller, die früher auch als Friedhof genutzt wurden. Ungefähr 30.000 Menschen wurden hier beerdigt. Übrig blieben überwiegend nur noch die großen Knochen (Schädel, Oberschenkel und das ein Order andere Becken).

Auf dem Weg aus Lima heraus holten wir uns noch unsere Aufkleber ab. Sicher wäre es sinnvoller gewesen, diese vor der Reise fertig zu machen, aber wir hatten das überhaupt nicht auf dem Schirm. Das Zusammentreffen mit dem kolumbianischen Pärchen (Dany und Juan) rief das dann auf den Plan. Also dank KI und einem pakistanischen Grafikdesigner fix welche entworfen und dann in Lima drucken lassen.

Weiter ging es dann aus Lima heraus wieder auf der Panamericana gen Süden. Fast hatten wir vergessen, wie öde die Wüste ist. Viel zu berichten gibt es davon also nicht. Die Nacht verbrachten wir in Pisco. Einer Stadt am Pazifik, die an vielen Stellen ziemlich ausgestorben wirkte. Anschließend ging es weiter nach Nasca/Nazca. Wieder durch die Wüste 😩. Kurz vor dem Ziel überquerten wir die Ebene mit den berühmten Geoglyphen und konnten auf dem Hinweisschild unseren ersten Sticker platzieren 😄.

Am nächsten Tag absolvierten wir einen Flug über die Nazca-Linien. Dies war wirklich beeindruckend. Fast beeindruckender waren die Fähigkeiten des Piloten, das Flugzeug und unsere Mägen bis an die Grenzen zu belasten. So konnten wir zwar die Bilder hervorragend sehen, aber hatten noch einige Zeit nach dem Flug damit zu kämpfen, den Mageninhalt wieder zu sortieren. Wir bleiben nun noch eine Nacht hier, lassen die Motorräder mal reinigen und dann geht es morgen weiter in Richtung Cuzco. Wir sind noch am überlegen, ob wir uns Machu Picchu anschauen oder nicht (es wird maximal touristisch und die Buchung ist nicht ganz unkompliziert, sofern man kein all-in-one-Paket nimmt).