Titicacasee

Aus dem Entspannungstag in San Pedro wurde nicht so ganz etwas. Die Hotelbesitzerin überzeugte uns nach einem tollen Frühstück bei fantastischen Ausblick auf die umgebenden Berge, die Inka-Ruine im nächsten Dorf zu besichtigen. Also sind wir über den alten Inka-Pfad dorthin gelaufen. Auch an diesem Tag wollte das Wetter nicht so recht mitspielen und als wir am Ziel ankamen fing es zu regnen an. Wir schauten uns den Tempel kurz an und liefen dann zur Hauptstraße, um das erste Mal in Peru den ÖV auszuprobieren. Das läuft hier recht einfach: auf der Straße fahren in unregelmäßigem Abstand Kleinbusse, die man heranwinken kann. Man nennt das Ziel, zahlt die Gebühr (in unserem Fall je 1 Sol, also ca. 25 Cent) und dann geht es los. Die Mitreisenden schauten uns mit großen Augen an. Offenbar ist es nicht so üblich, dass Touristen dieses Transportmittel nutzen. So ging es dann ins Hotel. Die Besitzer betreiben noch einen kleinen Kiosk, der auch Kanister vertreibt. In Bolivien kann es unter Umständen schwierig werden an Benzin zu kommen, weil

  • einige Tankstellen nicht an ausländische Kfz-Kennzeichen verkaufen, da Benzin für Bolivianos subventioniert ist und sie den bürokratischen Akt nicht vollziehen können/wollen, um den vollen Preis zu berechnen und
  • derzeit durch Proteste das Transportwesen eingeschränkt ist und Tankstellen daher nicht beliefert werden.

Wir liehen uns daher verschiedene Kanister aus und probierten, welcher am Besten passt. Anschließend konnten wir dann entspannen ☺️

Am nächsten Tag ging es mit je einem 2-Gallonen-Kanistern (ungefähr 7,5 Liter) in Richtung Titicacasee. Zum Glück haben wir die Kanister vor Bolivien ausprobiert, denn direkt nach dem Tanken mussten wir feststellen, dass diese undicht waren. Ohne Dichtung im Deckel und mit einer „Dichtfläche“, die völlig ungerade und mit Graten versehen war konnte das auch nichts werden. Mithilfe des glücklicherweise mitgeführten Messers entgrateten wir die Kanister und bauten einen provisorischen Trichter, um den größten Teil des Inhalts in die Tanks zu überführen. Nachdem uns der Spaß insgesamt locker eine Stunde Zeit gekostet hat, verdunkelte sich der Himmel, um den üblichen Mittagsregen loszuwerden. Wir zogen die Regensachen etwas zu spät an (zumindest meinerseits bestand die Hoffnung, den nächsten Pass noch vor dem Regen zu bekommen und so eventuell noch trocken davonzukommen) und setzten die Fahrt fort. Auf der Passhöhe des Abra La Raya (4352m) angekommen war uns ordentlich kalt. Dort standen zwar einige Verkaufsstände und sogar ein Toilettenhäuschen, aber warum in Südamerika keiner auf die Idee kommt, an solchen Stellen ein Häuschen hinzustellen und Tee zu verkaufen, erschließt sich uns nicht. Wir schauten kurz auf den Chimboya, bevor auch dieser in den Wolken verschwand und fuhren weiter.

In einem der nächsten Dörfer hielten wir an, um einen Tee zu trinken. Beim Betreten des Restaurants spielten wir wieder unsere Spanisch-Kenntnisse aus: die Frage, ob wir das Menü haben wollen, bejahten wir in dem Glauben, die Speisekarte zu bekommen. Kurze Zeit später bekamen wir eine Suppe mit undefinierbarem Fleisch serviert und danach noch Huhn mit Reis. Erkenntnis: Menü heißt Tagesmenü. Immerhin war es preiswert (insgesamt 12 Soles, also 3€). Wesentlich weiter wollten wir nicht fahren, also endeten wir den Tag nach 126km in Ayaviri. Das Hotel war ein ziemlicher Reinfall. Trotzdem es angepriesen wurde, gab es kein warmes Wasser und bis spätabends war Trubel in der Lobby. Ab ungefähr 05:00 Uhr morgens ging es dann lautstark weiter, mutmaßlich kam irgendwann sogar die Polizei. Sonderlich erholsam war es also nicht. Wenigstens konnten wir Dichtungen auftreiben und die Kanister nun endlich abdichten.

Für den Aufenthalt am Titicacasee war die Sehnsucht nach einem vernünftigen Hotel entsprechend groß. Wir griffen tief in die Tasche (44€/Nacht) und bekamen dafür ein super Hotel in Puno (mit heißem Wasser!, zentral gelegen und Frühstücksbuffet). Da die Unterkunft der Mopeds etwas komplizierter zu finden war, sprang kurzerhand ein Hotelbeschäftiger auf Nils‘ Maschine (erstes Mal mit Sozius) und zeigte uns den Weg. Auf dem Rückweg fragte er uns, ob wir eine Tour machen wollen und so buchten wir diese gleich für den nächsten Tag. Abends probierten wir Alpakafleisch (wurde zwar als nach Wild schmeckend beschrieben, sonderlich stark war der Geschmack allerdings nicht) aus und am nächsten Tag wurden wir um 07:00 Uhr abgeholt. Am Hafen stiegen wir auf ein Boot um und fuhren zu den schwimmenden Inseln der Urus. Diese werden aus schwimmender Erde und Schilf gebaut und halten ca. 40 Jahre. Das Schilf muss ständig erneuert werden und auch die Hütten müssen regelmäßig angehoben werden, damit die darunter befindliche Schilflage erneuert werden kann. Die Urus handeln mit Fisch und einer essbaren schilfartigen Pflanze, die reich an Fluor und Iod sein soll und nach Aussage unseres Guides Zahnarztbesuche überflüssig macht. Auffällig war jedenfalls, dass die Zahngesundheit der Urus deutlich besser war, als die der Bergbewohner. Möglicherweise ist da also etwas dran.

Weiter ging es dann zur Insel Taquile. Diese wird von Nachfahren der Inka / Quechua bewohnt. Auf den Terrassen der Insel wurde vor 3000 Jahren die Kartoffel und Quinoa domestiziert (Wikipedia sagt hierzu etwas anderes, eventuell haben wir das falsch verstanden). Nach einer kleinen Begrüßungszeremonie wurde erklärt, wie Wolle mithilfe einer Pflanze gewaschen werden kann, wie diese gefärbt wird und welche Bedeutung die Kleidungsstücke haben. Die Textilprodukte der Insel gehören zu den hochwertigsten Perus und sind laut UNESCO Teil des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Nach dem Mittag ging es dann wieder zurück nach Puno. Wettermäßig hatten wir Glück, nur die Rückfahrt war etwas kabbelig.

Morgen fahren wir dann in Richtung der Grenze zu Bolivien, um übermorgen möglichst früh nach Bolivien einzureisen (die Erinnerungen an den letzen Grenzübertritt sitzen noch tief 😩).