Reise zu den Sternen

Der Grund, nach Antofagasta zu reisen und hier auch länger zu bleiben, war die Nähe zum Paranal-Observatorium. Dieses kann 1x pro Woche besichtigt werden und wir waren gestern da. Da das Observation immer noch 120km entfernt ist und die Reise dorthin durch die Atacama-Wüste führt, haben wir uns einen Mietwagen gegönnt. Zur Abwechslung war es mal nett, durchgängig 100km/h oder schneller fahren zu können. Auch die Klimaanlage hatte ihre Vorzüge.

Wir kamen pünktlich gegen 13:00 Uhr an. Zur Begrüßung gab es einen Film und es wurde Sonnencreme und Wasser zur Verfügung gestellt. Dann ging es mit einem Bus vom Eingang direkt zu den Teleskopen. Auf dem Plateau wurde nicht lange gefackelt und wir wurden direkt in das Innere des Antu-/Unit-1-Teleskops geführt. Dieses wurde zu Wartungszwecken gerade gedreht. Fast hätten wir in dem 8,2m-ø-Spiegel ein Selfie machen können, dann fuhr es wieder hoch. Dennoch war es beeindruckend, wie leise und präzise das rund 430 Tonnen schwere Gerät sich bewegen lässt. Das Innere des Gebäudes wird tagsüber so klimatisiert, dass die gleichen Bedingungen wie nachts herrschen, um bei Einbruch der Dunkelheit möglichst direkt mit den Beobachtungen beginnen zu können. Der Hauptspiegel ist zudem auf unzähligen Aktuatoren gelagert, die atmosphärische Verzerrungen ausgleichen können. Für den Fall, dass ein Erdbeben detektiert wird, verfügt dieser sogar über einen Airbag.

Zusätzlich zu den 4 großen Unit-Teleskopen sind noch einige kleinere auf dem Plateau verteilt. Diese lassen sich unter anderem im Verbund betreiben um so ein großes virtuelles Teleskop zu bilden. In der Ferne ließ sich noch das im Bau befindliche Extremly Large Telescope ausmachen (die Leute sind echt kreativ in der Namensgebung). Zum Abschluss konnten wir noch kurz in die Residencia hineinschauen. Dort sind die Mitarbeitenden untergebracht. Beim Betreten fiel sofort die angenehme höhere Luftfeuchtigkeit auf. In einem großen Atrium sind einige Pflanzen und ein Swimmingpool untergebracht. Angesichts der Abgelegenheit der Anlage und Schichtdauern von bis zu 2 Wochen müssen die Leute auch in ihrer Freizeit beschäftigt werden. Also gibt es hier unter anderem ein Fitnessstudio, ein kleines Kino und Tischkicker.

Heute ging es wieder per Motorrad weiter gen Süden nach Taltal. Seit einigen Tagen plagen wir uns mit Gedanken, wie wir weitermachen wollen. Käufer für die Motorräder haben wir noch nicht gefunden und da wir mit den Vehikeln immer nur mit temporären Einfuhrerlaubnissen unterwegs sind, müssen diese auch wieder ausgeführt werden. Tendenziell könnten wir zurückfahren, allerdings schreckt uns die Fahrt durch die peruanische Küstenwüste ab. Wir hoffen noch auf Rückmeldung von einer peruanischen Spedition, sodass wir Perú hoffentlich überspringen könnten. Jedenfalls haben wir uns dazu entschieden, die Fahrt nach Süden nicht fortzusetzen. Vor uns liegt noch immer die Atacama-Wüste und diese müssten wir im Zweifel dann wieder auf dem Rückweg mitnehmen. Wir fahren also wieder gen Norden. Den Südteil erkunden wir dann ein andermal.