Salz – soweit das Auge reicht
Weihnachten in Bolivien (und mutmaßlich generell in [Süd-]amerika) findet am 25.12. statt. Davor und danach wird eher nicht gefeiert. Wir wollten dennoch sicher gehen und hatten in einem Steakhouse für den 24.12. einen Tisch reserviert. Das hätten wir uns sparen können, da wir auch ohne Reservierung entspannt einen Platz bekommen hätten – egal. Vor dem Restaurantbesuch haben wir noch eine Stadtrundfahrt mit der Seilbahn gemacht und den Sonnenuntergang auf einer der Bahnlinien anschauen können, die am Kamm des Talkessels entlang fährt (Línea Plateada). Die Vorfreude auf das Essen war groß und da wir uns nicht entscheiden konnten, was wir bestellen sollten, entschieden wir uns für die Argentinische Platte, einem Sammelsurium aus Fleisch. Leider war die Küche wohl etwas überfordert, sodass das meiste recht kühl ankam. Schade.
Am 25.12. schlenderten wir zu einer nahegelegenen Tankstelle und fragten, ob wir Benzin bekommen würden. Da wir versicherten, in Bar zu zahlen und keine Rechnung zu benötigen wurde unsere Frage bejaht. Also zurück zum Hotel und mit den Mopeds zurück. Wir mussten zwar mehr zahlen, als an der Säule stand (für die Einheimischen wird Kraftstoff stark subventioniert), lagen letztlich mit rund 1€/l aber trotzdem recht günstig. Danach konnten wir bis 14:00 Uhr auf der Dachterasse noch einen Cocktail schlürfen, dann hat sich die Belegschaft zu ihren Familien begeben. Abends ging es dann in einen der drei örtlichen Pubs (das Lucky Llama behauptet von sich der höchste Irish-Pub der Welt zu sein, so, wie auch die beiden Pubs in Cusco 😬).
Die nächsten Tage haben wir dann die Ketten der Motorräder spannen lassen. Diesmal für insgesamt 20 Bolivianos also knapp 3€, der Service wird immer preiswerter 😄. Außerdem haben wir die Motorräder auf verschiedenen Plattformen zum Verkauf in Südchile/Argentinien angeboten und das Peru-Video fertiggestellt.
Am 27.12. ging es abends zum Busbahnhof. Die Taxifahrt dauerte zwar länger, als wir zu Fuß gebraucht hätten, aber angesichts dessen, dass wir während des Trips vermutlich nicht an eine Dusche kommen werden, hat es sich trotzdem gelohnt. Die Busfahrt nach Uyuni ging über Nacht. Die Sitze wirkten zunächst recht bequem und ließen sich fast flach einstellen. Zum Schlafen war es letztlich doch ziemlich unbequem und eng. Beworben wurde der Bus mit einer 2+1-Bestuhlung, bekommen haben wir 2+2. Wir kamen also recht unausgeschlafen um kurz vor 7 am Ziel an, wanderten dann durch die Siedlung und aßen Frühstück. Da die Tour zum Salzsee erst um 10:30 Uhr starten sollte, irrten wir noch etwas durch die Gegend um Zeit totzuschlagen. Dabei kaufte ich mir einen Hut, der sich später noch als hilfreich erweisen sollte.
Endlich ging es dann los mit der Tour. Die 7 Sitze des Landcruisers wurden mit 6 Leuten bevölkert, wir hatten da eigentlich etwas mehr Platzkomfort in unserer Vorstellung gehabt. Dann ging es zunächst zu einem Eisenbahnfriedhof, auf dem diverse Dampflokomotiven vor sich hin verrosteten. Weiter ging es zu einer Siedlung, in der früher Salz hergestellt wurde. Das Salz wurde dann per Lama transportiert und gegen andere Waren eingetauscht. Mittlerweile lohnt es sich für die Bevölkerung eher, Quinoa anzubauen. Das Salz gibt es nur noch für die Touristen. Gegen Mittag fuhren wir dann auf den Salar de Uyuni. Die größte Salzpfanne der Erde, die das Ergebnis eines vor 10.000 Jahren verdunsteten Sees ist. In der Regenzeit verwandelt sich die Salzoberfläche in einen riesigen Spiegel und durch das anschließende Austrocknen bildet sich die Oberfläche immer wieder neu. Vor einigen Jahren fand hier in der Regenzeit eine Etappe der Paris-Dakar-Rallye statt. Optisch war das sicher sehr ansprechend, allerdings fielen wohl recht viele Fahrzeuge aufgrund des Kontakts mit der Salzlösung aus, sodass die Rallye hier nicht mehr entlang führen wird. Nach dem Mittag fuhren wir dann 45min weiter auf den See zu der „Insel“ Incahuasi, der Spitze eines im See liegenden Vulkans. Dank der Fata Morgana sah die Insel aus der Ferne zunächst wie ein Ufo aus. Beeindruckend waren vor Ort insbesondere die riesigen Kakteen, die von den dort lebenden Familien teilweise als Holzquelle genutzt werden. Der Ausblick von der Spitze der Insel war ebenfalls fantastisch. Die Größe des Sees lässt sich kaum beschreiben. Im Auto fühlte man sich eigentlich, als säße man in einem Boot. Es gibt keine Straßen, man kann fahren wohin man will und das Ende des Sees lässt sich nicht erkennen. Dank des wolkenlosen Himmels und der recht großen Höhe konnte die Sonne zudem ihr volles Potential entfesseln und grillte uns mit einem UV-Index von 18. Zum Glück hatte ich den Hut gekauft und wir hatten Sonnencreme und -brillen dabei. Zum Abschluss hielten wir noch an einigen Stellen an, um Fotos zu machen und dann endete die Tour mit einem kleinen Picknick und einem Wein mit Blick auf den Sonnenuntergang.
Unser Fahrer/Guide hatte selbst eine wirklich interessante Biografie. Aufgewachsen mit Lama-Hirten und dabei Teil einer National-Geographic-Doku gewesen wurde sein Interesse an der englischen Sprache geweckt. Nach der Schul-Unilaufbahn hatte er diverse Jobs und betreibt jetzt mit seiner Frau einen Copyshop, ein Restaurant und führt noch freiberuflich die Touren durch. Die Mitreisenden (ein Pärchen aus Griechenland und zwei Iren) waren auch sehr sympathisch. Die Iren blieben noch über Nacht und wir einigten uns darauf, Drohnenbilder gegen Sternenbilder zu tauschen.
Abends ging es dann wieder mit dem Bus zurück nach La Paz. Zum Glück war der Bus nicht ausgebucht und wir konnten uns jeweils auf einen zweier Sitz verteilen. Viel erholsamer war die Nacht dadurch aber leider nicht. Insgesamt war der Trip aus unserer Sicht ambivalent: die An- und Abreise war eher schlecht, die Wartezeit bis zum Beginn der Tour recht lang und gerade der Eisenbahnfriedhof war total überlaufen. Zudem haben wir deutlich (2x) mehr gezahlt als unsere Mitreisenden. Unser Guide war hingegen super und hat den Zeitplan so angepasst, dass wir möglichst vor allen anderen an den sehenswerten Zielen auf dem See waren, sodass es nicht so überlaufen ist. Generell scheinen wir da etwas Pech gehabt zu haben, er meinte jedenfalls, dass normalerweise nur ein Viertel der Besucher da sind. Der Salzsee war wirklich spektakulär. Insgesamt hat es sich also schon gelohnt, aber vermutlich wäre es besser gewesen, den Trip über mehrere Tage zu ziehen.












