Weiter in Richtung Bolivien

Nach dem beeindruckenden Besuch von Machu Picchu kamen wir abends in Cusco an, holten die Motorräder vom nächsten Ölwechsel ab, gingen noch etwas essen und fielen erschöpft in die Betten. Das frühe Aufstehen, die vielen Eindrücke und die immer länger wirkende Rückfahrt waren dann doch etwas kräftezehrend. Wir entschieden noch einen weiteren Tag in Cusco zu verbringen und uns die dortigen Verbleibsel der Inka-Zeit anzuschauen. Also ging es am nächsten Tag nach dem Frühstück in die Berge. Beim Eintritt nach Saqsaywaman gab es dann eine kleine Überraschung: die Tickets lassen sich ausschließlich in Bar bezahlen. So gut wie überall in Cusco konnten wir mit Karte zahlen und unser Barbestand war recht niedrig. Zu niedrig, um die Eintrittskarten zu erwerben. Als wir umdrehen wollten, rief der Verkäufer einen Guide herbei, der zufällig ein Kartenlesegerät dabei hatte. Gegen knapp 30% Aufschlag konnten wir dann unsere Tickets erwerben. Toller Service 😬.

Saqsaywaman ist eine Inka-Festung, die wohl auch repräsentativen Zwecken dienen sollte. Ein paar Dinge erkannten wir dank der Führung in Machu Picchu wieder. So zum Beispiel, dass einige Felsen so bearbeitet wurden, dass sie die Reliefs der umliegenden Berge widerspiegeln. Durch einen alten Tunnel ging es dann weiter in Richtung zu einer Jesus-Statue (fast wie in Rio) und zum Schluss nach Qˋenko. Da die Wolken immer dunkler wurden, entschieden wir uns dafür, den kurzen Weg in Richtung Hotel zu nehmen. Der Weg schien nicht ganz so offiziell zu sein. Ich knickte jedenfalls um und beim Ende des Wegs musste noch eine kleine Kletterpartie hingelegt werden. Dabei brach ein Stein ab, an dem ich mich festhielt. Glücklicherweise konnte Nils mich auffangen. Auf den Schreck sind wir dann erst einmal in eine nahegelegene Gastwirschaft eingekehrt, um uns bei ein paar Cocktails mit Blick über die Stadt zu beruhigen.

Den längeren Aufenthalt in Cusco nutzen wir unter anderem dafür, unsere Motorradsachen waschen zu lassen. Nach 1,5 Monaten in teils recht warmer Umgebung hatten diese mittlerweile einen gewissen Geruch angenommen. Mit frischen Sachen und den frisch geölten Maschinen ging es weiter in Richtung Titicacasee. Wir peilen für Weihnachten an, in La Paz zu sein, da wir die Hoffnung haben, in einer größeren Stadt über die Feiertage wenigstens ein paar geöffnete Restaurants vorzufinden. Die Entfernung beträgt ca. 650km. Mit ein paar Umwegen und unserem 200km-Tagesschnitt sollte das also in 4 Fahrtagen zu bewerkstelligen sein.

Die erste Etappe führte uns über das Zwischenziel Q’eswachaka nach San Pedro. Der Tag begann ziemlich gut. Das Wetter war super und die Straße ebenso. Nach Combapata ging es dann von 3500m rauf auf knapp 4000m und die Straße begann schlechter zu werden. Irgendwann war sie übersäht mit Schlaglöchern und dank plötzlich auftauchender Alpakas/Lamas konnte man diese auch nicht mit hoher Geschwindigkeit „überfliegen“. Irgendwann brach dann Nils‘ Halterung für die Kamera. Die Laune war prächtig. Schlussendlich kamen wir am Zwischenziel an und der Himmel versprach Regen. Grandios! Nun wollten wir den Umweg von gut 50km nicht sinnlos gefahren sein, also stiegen wir ab und schauten uns die Brücke an. Eine der letzten Inka-Brücken, die jedes Jahr neu gebaut wird. Dafür strickt die Bevölkerung der umliegenden Dörfer Gräser zusammen. Eine Bauabnahme erübrigt sich scheinbar, aufgrund der langen Tradition. Aufgrund des schlechter werdenden Wetters wollten wir die Brücke eigentlich nicht überqueren, allerdings deutete man uns direkt bei der Ankunft, dass wir offenbar auf der falschen Seite waren. Ein Mann kam dann auf unsere Seite und eskortierte uns herüber, damit wir auch brav den Eintritt entrichten konnten. Die Brücke war schon ziemlich wackelig und der aufkommende Wind machten das Erlebnis noch aufregender. Letzten Endes haben wir die Überquerung 2x unbeschadet überstanden.

Weiter ging es dann wieder ein Stück zurück nach Checacupe, da wir am nächsten Tag zum Vinicunca reisen wollten. Die einzige Unterkunft in dem Dorf entsprach leider nicht unseren hohen Erwartungen (in einem der uns angebotenen Zimmer roch es ziemlich streng) also ging es weiter bergauf, da es im nächsten Dorf eine größere Auswahl an Unterkünften geben sollte. Fehlanzeige – alles verwaist. Mittlerweile war es schon recht spät. Wir entschieden uns dazu, etwas zu essen und dann über booking eine Unterkunft zu buchen, damit wir nicht weiter herumirren. Im Dunkeln ging es dann also rund 30km nach San Pedro. Das Fernlicht den Gegenverkehr blenden kann, hat sich auch in diesem Teil Perus noch nicht herumgesprochen. Naja. Letztlich sind wir heil am Ziel angekommen, konnten unsere Motorräder direkt auf dem Hof abstellen und nach einer warmen Dusche in die Betten gleiten. Freitag der 13. wurde seinem Ruf hier mehr als gerecht.

Das Wetter am nächsten Tag war geradezu perfekt. Blauer Himmel, Sonnenschein und geschätzte 23°, was will man mehr? Also Sachen gepackt und die rund 60km zum Vinicunca gefahren. Nun ja, auf dem Weg wurde es dann wieder bedeckter und mit zunehmender Höhe entsprechend kalt. Die Landschaft war unglaublich beeindruckend, schade dass wir keine Kameras dabeihatten. Auf rund 4700m Höhe angekommen ging es dann auch los mit Niederschlag, also ab in das erstbeste Verkaufsbüdchen und Coca-Tee bestellt. Der Niederschlag entpuppte sich dann als Graupel. Da es nur 2km bis zum Gipfel waren und der Graupel nachließ wagten wir unser Glück und waren beeindruckt, dass die umliegenden Berge plötzlich weiß waren. Nach nur einem Kilometer mussten wir dann umkehren. Der Niederschlag hatte sich wieder intensiviert und es fing an zu Gewittern. Über den Gipfel schob sich zudem eine Wolke, sodass die Aussicht ohnehin bei 0 gewesen wäre. Schade. Immerhin waren wir höher als der Mont Blanc und haben gelernt, dass sich Lamas bei dem Wetter hinsetzen. Auf dem Rückweg kurz mit einem frischen Tee aufgewärmt und dann ging es auf die Motorräder. Was würde man nicht für eine Griffheizung geben! Frierend zurück ins Hotel, aufgewärmt und etwas essen gegangen.

Wir bleiben nun noch einen Tag in San Pedro zum entspannen und dann geht es weiter.